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 Bilder und Berichte aus der Evangelisch-reformierten Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verantwortung für Kinder Kindsein in schwieriger Zeit Bedeutung des Kindergottesdienstes Jesus und die Kinder

 r e fo r m i e r t /2002 Sptember - Oktober 2002

 2. . . . . . . . . reformiert 5/2002

 Editorial . . . . . . Liebe Leserinnen und Leser,

 Inhalt Verantwortung für Kinder Kindsein in schwieriger Zeit ..................................... 3 Das besondere Profil eines evangelischen Kindergartens .......................................................... 4 Von der Sonntagsschule zum Kindergottesdienst ........ 5 Religionsunterricht in der Grundschule ..................... 6 Jesus und die Kinder ............................................... 7 Nachgefragt ............................................................ 8 Gedanken über ein kaum noch bekanntes Gemälde von C. Heinrich Lucas ............................................. 10

 Nachrichten Die Kirchengemeinde in Visquard restauriert eine alte Sandsteinuhr .................................................. 11 Glockenjubiläum in der Kirchengemeinde Grotegaste ............................................................ 12 Gottesdienste für verstreute Reformierte ................ 13 Impressum ............................................................ 13 Kindertag in Kloster Möllenbeck ............................. 13 Bücher- und CD-Tipps ........................................ 7, 14 Termine ................................................................ 15 Vorschau ............................................................... 15

 Zum Thema Annas biblische Geschichte .................................... 16

 NachdemsichdieletzteAusgabedieserZeitschrift mitdemAlter, demAltwerden beschäftigthat,wendensichdie ThemendieserAusgabedenKindernzu.Diede- mographische Entwicklungzeigt,dassdieGesellschaftüberaltert, esgibtimmer mehralteundimmerwenigerjungeMenschen.DeshalbsolltesichKirche mitdie- senbeidenPolen derAlterspyramide beschäftigenundsichausgeglichenallen ihren Gliedernwidmen.IndieserAusgabegehenwirunteranderem denFragen nach,welcheVerantwortung dieKirche mitihren GemeindenundInstitutionenfür dieEntwicklungvonKindernübernimmt,welcheAngebotesieihnenmacht,die HaltundOrientierungfürihrLeben bieten. Foto: epd- bild

  Kinder an die Macht sang vor vielen Jahren Herbert Grönemeyer und der niederländische Liedermacher Herman van Veen sagte einmal in einem Interview,  Wer die Welt verändern möchte, muss bei den Kindern anfangen.  Der Weltkindergipfel, zu dem zu Beginn dieses Jahres rund 400 Kinder aus aller Welt zur UNO nach New York reisten, oder der Tag im Jahr, an dem Kinder im Bundestag regieren, zeugen davon, dass Kinder über die Welt, in der sie leben nach- denken, dass sie sich engagieren und dass sie etwas zu sagen haben. Die Zeiten, in denen Kinder lieber gesehen als gehört wurden, sie still und brav zu sein hatten, sind vorbei. Kinder wollen und müssen ernst genommen werden, mit ihren Anliegen, Gedanken und mit ihrem Engagement. Und sie müssen gefördert werden. Sie brauchen Liebe, Orientierung und Halt, damit ihr Leben gelingen kann und sie sich eine Zukunft jenseits von Schulwissen und Noten aufbauen können. Die Kirche übernimmt bei der Erziehung, Schulung und Vorbereitung auf das Leben viele gesellschaftlich wichtige Funktionen. Sie unterhält Kindertageseinrichtungen und Schulen, sie lädt zu Gruppennachmittagen und Freizeiten ein. Sie begegnet Kindern im Kindergottes- dienst und Religionsunterricht. Kirche nimmt ihre Verantwortung für die Gegenwart und die Zukunft von Kindern ernst. Hätte ich Kinder, ich würde sie gern in einen evangelischen Kindergarten, in den Kindergottesdienst, in die Jungschar oder auf eine Freizeit organisiert von einem Jugendpfarramt schicken, denn ich wüsste, dort gehen die Menschen achtsam mit ihnen um und sie vermitteln ihnen den Glauben, der mich und mein bisheriges Leben gestärkt hat.



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 . . . . . . Verantwortung für Kinder Die Frage nach der Verantwortung für die Kinder wird in vielen Kir- chengemeinden diskutiert. Kinder- gottesdienst, Kinderchöre und Kinderfeste sind dabei neu ins Blickfeld des gemeindlichen Nach- denkens gerückt. Wie muss die Gemeinde sein, damit Kinder da- rin ihren Platz finden? Was tut die Gemeinde für die Kinder? Für eine kind-gerechte Gemeinde plädiert Hilke Klüver.

 Möchten Sie heute noch einmal Kind sein? Mit den Eltern in den Urlaub fliegen, ein eigenes Zimmer haben, nachmittags zum Handball oder zum Flötenunterricht gefahren werden, mit der besten Freundin per SMS die neuesten Nachrichten austauschen? Möchten Sie heute noch einmal Kind sein? Allein den Tag zu Hause verbringen, weil Vater und Mutter arbeiten müssen? In den Ferien nur ein paar Tage zur Oma? Auf das ersehnte Mountain-Bike zum Geburts- tag verzichten, weil die Klassenfahrt be- zahlt werden muss? Die Bedingungen, unter denen Kinder heute aufwachsen, könnten kaum unter- schiedlicher sein: die einen in Wohlstand, gut behütet und begleitet von ihren Eltern, verwöhnt von den Angeboten der Konsum- gesellschaft. Die anderen auf sich allein gestellt, die Eltern überfordert; ein Leben im Schatten der ständigen finanziellen Be- grenztheit. Ob ich heute noch einmal Kind sein möchte? Ich weiß es nicht. Einerseits sehe ich die vielen Angebote, die Kindern heute gemacht werden. Andererseits weiß ich, dass - auch in Deutschland - viele Kinder in Armut aufwachsen. Die vielfältigen Mög- lichkeiten zur Lebensgestaltung sind längst nicht allen Kindern zugänglich.

 Die Zukunft der Kinder Nun geht die Zahl der Kinder in Deutschland immer weiter zurück. Demo-

 graphen sprechen von einer dramatischen Entwicklung bezüglich der Sicherung der Renten in den nächsten Jahrzehnten. Und sie sehen  wie viele andere auch  damit auf die Kinder von heute als die Zukunft der Gesellschaft von morgen. Das kann man so sagen. Aus dem einen oder anderen Blick- winkel ist das vielleicht auch angebracht. Aber ist das den Kindern angemessen? Sind damit ihre Bedürfnisse, Wünsche und auch Hoffnungen berücksichtigt? Sollten wir vom Evangelium her nicht eine andere Sichtweise haben? Da rückt Je- sus selbst zum Beispiel im  Kinderevange- lium ( (Markus 10, 13-16) die Kinder in den Mittelpunkt. Nicht als kleine Erwachsene, sondern als Kinder werden sie ernst- und angenommen. Kinder dürfen und sollen also zu Jesus gebracht werden.  Weil ihnen das Reich Gottes gehört , dürfen sie auch ge- tauft werden. Das tun wir in unseren Gemeinden. Wir freuen uns über jedes Kind, das das Zeichen des Bundes Gottes erhält. Fast 1.900 Kinder sind im vergangenen Jahr in die Gemeinden der Evangelisch-reformierten Kirche aufge- nommen worden. Und wir - die Erwachse- nen - erhalten im Rahmen der Taufe den Auf- trag, den Kindern später von der Bedeutung ihrer Taufe zu erzählen und dafür zu sorgen,  dass sie in unserer Gemeinde ein Zuhause finden. ( (Reformierte Liturgie, S. 314)

 Eine besondere Lebensphase

 Dafür wird in den Gemeinden viel ge- tan. Man muss sich nur die Gemeindebriefe ansehen: Tauferinnerungsgottesdienste, Kindergottesdienste, Kinderfeste, Kinder- gruppen, Kinderchöre, Kinderbastelnachmit- tage, Krabbelgottesdienste... Groß ist das Engagement gerade auch der ehrenamtli- chen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die mehr als 24.000 Kinder unter zwölf Jah- ren, die in unseren Gemeinden leben. Aber viele dieser Angebote werden erarbeitet und vorbereitet aus dem Blickwinkel von Er- wachsenen. Sie bestimmen, was für die Kin- der gut ist. Sie überlegen, was sie für Kin- der anbieten können. Das ist sicherlich wich- tig und soll an dieser Stelle auch nicht kriti- siert werden. Aber ist es nicht ebenso mög- lich, die Blickrichtung zu ändern, einmal von

 den Kindern her zu denken? Sie nicht als un- fertige Wesen zu betrachten, sondern sie als Menschen in einer besonderen Lebenspha- se anzusehen? Dabei geht es um eine veränderte Fra- gestellung: Wie steht die Gemeinde zu den Kindern, die in ihr leben? Wie nimmt die Ge- meinde die Kinder wahr? Wie erleben Kin- der die Gemeinde? Es geht dabei um einen Perspektivwechsel: Wie muss eine Gemein- de sein, damit Kinder darin ihren Platz fin- den, damit die Gemeinde nicht nur Erwach- sen-gerecht, sondern auch kind-gerecht ist?

 Gemeinsam neues entdecken

 Wenn sich Gemeinden auf diese Weise für die Arbeit mit Kindern einsetzen, wird das Folgen haben: Auf die Gestaltung der Räume für die Kinder, auf die Bereitstellung von Finanzen, auf die Mitbestimmung von Kindern für  ihre Angebote . Und nicht zu- letzt wird sich der Umgang mit Fragen des Glaubens ändern  auch für die Erwachse- - nen: Neugierig, unbefangen, staunend, Ge- fühle zeigend, zweifelnd, fröhlich  solche Eigenschaften haben Kinder, und sie zeigen sie. Mit diesen Eigenschaften gehen sie auch mit den Geschichten der Bibel um. Uns ist diese Unbefangenheit oftmals abhanden gekommen. Entdecken wir die Bibel und die Gemeinde unter der Anleitung von Kindern neu.

 Hilke Klüver ist Landesjugendpastorin der Evangelisch-reformierten Kirche.

 Die Gemeinde und ihre Kinder - Die Kinder in der Gemeinde

 Kindsein in schwieriger Zeit

 LandesjugendpastorinHilkeKlüver Foto: Archiv



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 Kindergarten . . . . . . KinderdesKindergartens BenjaminBlümcheninSchwerintrainieren fürdie( über- ) näch- steFußball- WM. Foto: epd- bild

 Vor einem Jahr haben die evange- lisch-reformierten Kirchengemein- den Leer und Loga einen neuen Kindergarten in Betrieb genom- men. Von den Überlegungen, die dazu geführt haben, und den ge- machten Erfahrungen berichtet Dietmar Arends.

 Manchmal kann man Kirchenräte und Pastorinnen oder Pastoren klagen hören: Ein Kindergarten sei so ziemlich das

 Das besondere Profil eines evangelischen Kindergartens

 Gemeinden übernehmen Verantwortung für Kinder

  schlimmste  , was man aufbauen könne, wegen der vielen Arbeit und so manchem Ärger, den so ein Kindergarten in der alltäglichen Arbeit mit sich bringt. Das hat viele Gemeinden  glücklicherweise  in den vergangenen Jahren nicht davon abgehalten, die Trägerschaft für Kinder- gärten zu übernehmen. Uns waren zwei Dinge besonders wichtig: Zum Einen verspricht die Gemeinde bei der Taufe den Eltern, ihnen dabei zu helfen, dass ihre Kinder erfahren, dass sie getauft sind, warum sie getauft sind und was das für ihr Leben bedeutet. Sie verspricht ihnen also, ihren eigenen Beitrag dazu zu leisten, die Kinder an den Glauben und an christli- che Gemeinde heranzuführen. Als Besonder- heit kennt die reformierte Kirche dabei so- gar das Patenamt der Gemeinde. Die Ge- meinde ist Patin für jedes Kind, das in ihrer Mitte getauft wird. Dieser Verantwortung kann die Gemein- de in vielfältiger Weise Rechnung tragen (und muss deshalb noch keinen Kindergar- ten betreiben). Dabei erfahren Gemeinden oft, dass sie, bevor die Kinder den Konfir- mandenunterricht besuchen, nur ein kleiner Teil der Kinder erreichen werden. Außerdem beobachten sie, dass eine Weitergabe von Inhalten christlichen Glau- bens heute zum Beispiel in den Familien immer seltener stattfindet als früher. Hier liegt eine Chance, wenn Kirchen- gemeinden einen eigenen Kindergarten be- treiben. Auch wenn davon sicher keine Wun- der zu erwarten sind, bietet er doch eine gute Möglichkeit, Kinder in Kontakt zu brin-

 gen mit christlichem Glauben. Ein Kindergar- ten kann so helfen, das Versprechen einzu- lösen, das die Gemeinde den Eltern einmal gegeben hat. Zum Anderen bietet ein kirchlicher Kin- dergarten einen Berührungspunkt zwischen der Gemeinde und den Kindern sowie ihren Familien. Oft gestaltet es sich in Gemeinden schwierig, zum Beispiel Neubaugebiete in eine gewachsene Gemeindestruktur einzu- beziehen. Auch hier gilt: Wunder können von einem Kindergarten sicher nicht vollbracht erwarten, aber in ihm begegnen sich die Gemeinde, die den Kindergarten betreibt, und die Familien, deren Kinder den Kinder- garten besuchen, ganz  alltäglich . Damit diese Chancen einer gemeindli- chen Kindergartenarbeit in die Tat umgesetzt werden können, war es uns von Anfang an wichtig, dass der Kindergarten seine Zuge- hörigkeit zur Gemeinde nicht verschämt ver- steckt, sondern im Gegenteil Profil zeigt. In der alltäglichen Kindergartenarbeit soll sichtbar werden, dass es sich um einen ge- meindlichen Kindergarten handelt. Unsere Gemeinden haben deshalb vor Beginn des Betriebes aufgeschrieben, was ihnen selbst besonders wichtig ist an der Kindergartenarbeit. Da ist  neben vielem anderen  zu lesen, , dass deutlich werden soll, dass jedes Kind unabhängig von seiner Persönlichkeit und seinen Fähigkeiten ein von Gott geliebtes und angenommenes Ge- schöpf ist. Auch deshalb arbeitet unser Kin- dergarten integrativ, Kinder mit und ohne Behinderungen besuchen gemeinsam den Kindergarten. Da ist zu lesen, dass das Er- zählen biblischer Geschichten, das gemein- same Singen und Beten fester Bestandteil des Kindergartenalltags sein soll. Da ist zu lesen, dass regelmäßig Gottesdienste gefei- ert werden im Kindergarten ( dann ist die Gemeinde in den Kindergarten eingeladen) und in den Kirchen (dann ist es umgekehrt). Manches von dem, was wir uns einmal vorgenommen haben für unseren Kindergar- ten, wird inzwischen sehr gerne von den Kin- dern, den Eltern und den Gemeinden ange- nommen. So ist es ein besonderes Erlebnis, mit mehreren hundert Menschen Gottes- dienst auf dem Kindergartengelände zu fei- ern und anschließend gemeinsam weiterzu- feiern. Viele Kinder freuen sich auf die Got- tesdienste im Kindergarten. Bei anderen Dingen suchen wir noch nach guten Wegen. Und das wollen wir auch bleiben  auf der Suche nach neuen Wegen suchen, auf denen der Kindergarten sein Profil zeigen kann als einer, der zu einer christlichen Ge- meinde gehört.

 Dietmar Arends ist Pastor in Leer und Vorsitzender des Diakonischen Werkes der Evangelisch-reformierten Kirche



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 . . . . . . Kindergottesdienst Von der Sonntagsschule zum Kindergottesdienst Verbindung zwischen den Altersstufen Den Kindergottesdienst als eigene Gottesdienstform gibt es in der evangelischen Kirche seit rund 150 Jahren. Über seine Geschichte und seine Bedeutung berichtet Alfred Mengel.

 Zu meinen schönsten Erinnerungen auf dem Arbeitsfeld Kindergottesdienst gehört ein Erlebnis während eines Besuches, den ich vor etlichen Jahren mit unseren drei Kindern bei meiner Mutter im Siegerland machte. Almut und Dagmar waren Mit- arbeiterinnen in unserem Lengeri- cher Kindergottesdienst, Hilke Kin- dergottesdienstkind. Sie erzählten ihrer Oma vom Kindergottesdienst. Da holte die bald 80-Jährige Fotos hervor, die sie als  Kindergottes- diensthelferin  zuerst mit der  Lämmergruppe  und mit den  Großen zeigte. . Für unsere Kinder und mich als Kindergottesdienst- pastor war das sehr beeindruk- kend, denn ihre Oma erzählte gern und liebevoll davon. Diese Szene zeigt: Den Kinder- gottesdienst gibt es schon länger (siehe Kasten Seite 9); er verbindet Generationen; bei seiner Vorberei- tung arbeiten hauptamtliche Theo- loginnen und Theologen und ehren- amtliche Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter zusammen und Kindergot- tesdienst ist ganz offensichtlich Herzenssache.

 Damals und heute Die Bezeichnung  Kindergottesdienst  ist zum Beispiel 1850 in Erlangen belegt. 1882 wird dann auf dem Bremer Sonntags- schulkongress für die Landeskirchen das Wort  Sonntagsschule durch  Kindergot- tesdienst ersetzt. .

 Generationen In unserer Evangelisch-reformierten Kir- che begann die Kindergottesdienstarbeit eher zögerlich. 1917 bestehen im Bereich

 unserer Kirche nur elf Kindergottesdienste. Heute finden wir 151 Kindergottesdienste, an denen sonntäglich etwa 2.800 Kinder teil- nehmen und in denen sich rund 720 Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter engagieren. Das ist ein spannendes Miteinander der Generationen. Im Kreis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der eigenen Gemeinde ist die jüngste Mitarbeiterin 15 Jahre und der älteste Mitarbeiter 57 Jahre alt. Jüngere kön- nen von den Erfahreneren lernen, gleichzei- tig haben sie neue Ideen und bringen fri- schen Schwung in die Arbeit. Hier kommen unterschiedliche Begabungen zur Geltung:

 Singen, Musizieren, Erzählen, Zuhören, Ge- stalten, mit technischen Medien umgehen, Organisieren... Und vor allem die Kinder selbst. Die jüngsten sind drei, die ältesten 14 Jahre alt und dabei vielfältig wie das Leben und bunt wie Kirchenfenster. Und so kann geschehen, was im Psalm 78 gesagt wird:  Was wir ge- hört haben und wissen und unsre Väter uns erzählt haben, das wollen wir nicht ver- schweigen ihren Kindern; wir verkündigen dem kommenden Geschlecht den Ruhm des HERRN und seine Macht und seine Wunder, die er getan hat. ( (Vers 3 und 4)

 Mitarbeit Es ist unstrittig, dass die ehrenamtli- chen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Gemeinde ein großer Schatz sind. Freilich will er gehoben und sicherlich auch gepflegt werden. Es ist schade, wenn Mitarbeitende sich selbst überlassen bleiben. Eine große Chance wird vertan. Denn wie fruchtbar und für alle segensreich ist das gemeinsame Ge- spräch von hauptamtlichen Theologen und den ehrenamtlich Mitarbeitenden mit einem und über einen biblischen Text. Dabei ist das eigene Fragen und Verstehen wichtig. Aber es führt nicht zu einem fruchtlo- sen Um-sich-selbst-kreisen, weil die Kinder im Blick sind, weil der Kinder- gottesdienst vorbereitet wird. Und das Teilen und Mitteilen des Evange- liums macht die, die es bezeugen, im eigenen Glauben gewisser.

 Herzenssache Kindergottesdienst ist von einer dreifachen Liebe bestimmt: der Lie- be zu Jesus Christus, zum Wort der Bibel und zu den Kindern. Was ich lie- be, ist mir wichtig. Ich achte es, su- che seine Nähe und gehe gern damit um. Und das ist der eigentliche Grund dafür, dass es neben dem Erwachse- nengottesdienst einen eigenen Got- tesdienst der Kinder gibt. Wir wollen Kinder ernst nehmen. Darum suchen und gestalten wir Formen, die Kindern gerecht werden und ihnen Raum ge- ben, sich zu entfalten. Das gilt für die Verkündigung, das Gebet, das Singen und Musizieren, für das Spiel. Doch bleibt die Verantwortung der Erwachsenen, Kindern die ermutigende Botschaft von Jesus Christus nicht aufzu- zwingen, sondern nahe zu bringen. Wie schön ist es, wenn Kinder, Jugendliche und Erwachsene von Herzen singen können, wie schon meine Mutter gesungen hat:  . ... der mich liebet, der mich kennt und bei meinem Namen nennt.

 Alfred Mengel ist Pastor in Lengerich/ Emsland und Beauftragter für Kinder- gottesdienstarbeit in der Evangelisch- reformierten Kirche.

 MiteinerBriefmarkeerinnertdieDeutschePost andie150- jährigeGeschichtedesKindergottesdienstes. Repro:DeutschePost AG



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 Früher kamen Kinder mit Glauben, religiösen Ausdrucksformen und bi- blischen Geschichten zunächst in den Familien, dann im Kindergarten oder im Kindergottesdienst in Be- rührung. Vielen Kindern fehlt heute diese Art der religiösen Sozialisati- on. Wie sich der Religionsunterricht an Grundschulen verändert hat, schildert Torsten Harenberg am Bei- spiel Ostfriesland und Emsland.

 Die konfessionelle Aufteilung der Bevölkerung im südlichen Emsland ( zum Beispiel sind in Schapen etwa sechs bis acht Prozent der Einwohner evangelisch) bringt es mit sich, dass für den Religionsunterricht an den Grundschulen häufig beide Konfessionen zusammenarbeiten. Schüler der beiden großen Konfessionen werden also im ersten Schuljahr gemeinsam unterrichtet. Trotz dieses Modells bleibt der Religi- onsunterricht konfessionell bestimmt und hängt sehr von der Zusammenarbeit der Lehrkräfte ab. Bei allen Unterschieden ist er jedoch ein Schritt in die richtige Richtung, denn dieses Modell ermöglicht das Kennen- lernen und den respektvollen Umgang mit Frömmigkeitsformen der anderen. Die geringe Zahl evangelischer Kinder in den Grundschulen im katholischen Umfeld führt dazu, dass der Unterricht in den Klas- sen zwei bis vier jahrgangsübergreifend stattfindet. Das bringt Schwierigkeiten mit sich: Die Schüler der zweiten Klasse haben gerade erst lesen und schreiben gelernt; die Schüler der vierten Klasse sind schon in der Lage, auch schwierigere Sachzusammenhän- ge zu erfassen. Hinzu kommt, dass die religiösen Grund- lagen und die religiöse Vorbildung der Kin- der sehr unterschiedlich sind. Sind evange- lische Kinder zum Beispiel in einen Kinder- garten in katholischer Trägerschaft gegan- gen, so ist diese konfessionelle Ausrichtung in der Grundschule deutlich zu spüren. Nicht nur aus dem Kindergarten sondern auch aus den Familien bringen die Kinder Erfahrungen im Umgang mit Religion mit. Im südlichen Emsland leben in vielen Orten

 „Religionsunterricht an Grundschulen  am Beispiel einer Schule im südlichen Emsland

 Einklang von Glauben, Lehren und Leben

 Übersiedlerfamilien und Alteingesessene zusammen. Eine besondere Gruppe in den Klassen zwei bis vier bilden die Schüler aus Übersiedlerfamilien, die hauptsächlich durch ihre Großeltern religiös gebildet sind. Bei manchen Kindern wird die christliche Ausrichtung (in der Regel lutherisch) sicht- bar über eine gute Kenntnis von biblischen Geschichten. Andere aber haben kein bibli- sches Hintergrundwissen, weil die jüngeren Familien in ihrer früheren Heimat vollkom- men entkirchlicht aufgewachsen sind. Für den Religionsunterricht heißt das, manche Schüler hören die biblischen Geschichten zum ersten Mal, andere müssen sie wieder neu entdecken können. Gerade im klassenübergreifenden Un- terricht ist es für die Schüler wichtig, Reli- gionsunterricht  mit Kopf, Herz und Hand  zu erleben. Kleingruppenarbeit, in der sich die Klassenstufen mischen, ist dabei ein hilfreiches Element. Zwischendurch ist es gerade für die älteren Schüler jedoch auch wichtig, so genannten  Frontalunterricht  zu erleben, bei dem es auf den Einzelnen und seinen Beitrag ankommt. Dem Religionslehrer, meist sind es Leh- rerinnen, fällt an der Grundschule eine be-

 sondere Aufgabe zu. Der Religionslehrer wird zur Integrationsfigur, die Glauben, Le-ben und Lernen sichtbar miteinander in Ein- klang bringen kann. Früher oder später fra- gen die Schüler:  Und wie machst Du es?  oder  Wie ist das bei Ihnen: Beten Sie auch? oder  Gehen Sie sonntags auch in die Kirche?  Solche Momente sind Brennpunkte der  Verkündigung im Unterricht , denn es steht nicht nur der Inhalt auf dem Prüfstand ( Und was bringt mir das? ), sondern auch die Per- son der Lehrerin (  Machst Du das selber auch? ). Für manche Schüler wird in solchen Augenblicken Religion spürbar. Dann wird der Religionslehrer zum sichtbaren Zeichen für Kontinuität im Glauben. Aus kirchlicher Sicht liegt die Hauptauf- gabe im Religionsunterricht an Grundschu- len darin, Beziehungen zu den Kindern auf- zubauen. Ein Pastor, der zugleich das Fach Religion unterrichtet, sieht  seine Schüler im Ort auch nachmittags und am Wochen- ende.

 Torsten Harenberg ist Pastor in Schapen und erteilt Religionsunterricht.

 Jahrgangsübergreifender UnterrichtindenGrundschulklassenzweibisvierstellthohe Anforderungen andieReligionslehrer, damitdieKindergemäßihren Fähigkeitenundih- rem Wissenstand gefordert undgefördert werden. Foto: epd- bild

 Religionsunterricht . . . . . .



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 . . . . . . Theologisches An Kinder ab zehn Jahren wendet sich  Die Bibel . Sie umfasst eine Auswahl der klassischen Bibelgeschich- ten von der Schöpfung bis zur Offenbarung. Wichtige Psalmworte, Prophetensprüche, Worte Jesu und Texte aus den Paulusbriefen sind farbig unterlegt und so besonders hervorgehoben. Die Texte sind eindeu- tig in Altes und Neues Testa- ment geteilt, am Ende des Alten Testamentes sind pro- phetische Weissagungen gesammelt, und sie leiten zum Neuen Testament über. Die Geschichten aus den vier Evangelien sind thema- tisch und nicht nach den Autoren geordnet. Die bibli- schen Texte sind nicht aus- schmückend nacherzählt, sondern in eine für Kinder verständliche Sprache übersetzt. Es gelingt dem Autor nah am Bibeltext, an der biblischen Denk- und Sprachwelt zu blei- ben und das Verständnis zu erleichtern. So ebnet diese Kinderbibel den Weg zur Be- schäftigung und zum Umgang mit der Voll- bibel der Erwachsenen.

 Die Bibel mit Bildern

 Jesus und die Kinder

 Das Bild von Kindern im Neuen Testament

 In einigen Gleichnissen und Worten spricht Jesus von Kindern. An ihnen verdeutlicht er das Verhältnis zwi- schen Gott und den Menschen. Wie er sich selbst gegenüber Kindern verhalten hat und warum, analy- siert Andreas Lindemann.

 Die Jünger Jesu stritten einst:  Wer unter uns ist der Größte?  Der Evangelist Markus erzählt (Markus 9, 33-37), Jesus habe darauf geantwortet, der Erste müsse der Letzte sein und der Diener aller. Dann habe er auf ein Kind gezeigt und gesagt:  Wer eines solcher Kinder aufnimmt auf meinen Namen hin, der nimmt mich auf. Möglicherweise ist hier an Waisenkinder gedacht; jedenfalls wird deutlich, dass Kinder des besonderen Schutzes bedürfen. Und Jesus sagt, dass er  in  diesen Kindern gegenwärtig ist   ähnlich wie in jenen  geringsten Brüdern , von denen Matthäus (25, 31-46) spricht. Im Neuen Testament erzählt nur Lukas von der Kindheit Jesu: Das neugeborene Kind wird von den Eltern in Windeln gewi- ckelt, und es findet sein erstes Kinderbett- chen in einer Futterkrippe. Dem biblischen Gesetz folgend wird Jesus, der Jude, am ach- ten Tage beschnitten. Später zieht er mit seinen Eltern hinauf nach Jerusalem zum Tempel. Als Jesus zwölf Jahre alt ist, damals die Grenze zwischen Kindheit und Erwach- sensein, sind die Lehrer am Tempel erstaunt darüber, dass ein so junger Mann so klug zu fragen und zu antworten weiß. Dabei sagt Lukas ausdrücklich, Jesu Verhalten habe bei seinen besorgten Eltern Angst und Schre-cken ausgelöst. (Lukas 2, 42-51) Die bekannteste Geschichte steht in den Bibelausgaben bisweilen unter der Überschrift  Jesus der Kinderfreund ( (Mar- kus 10, 13-16): Lesen wir diese Erzählung et- was genauer. Zunächst steht nicht Jesus im Mittelpunkt, sondern dessen Jünger: Als man Kinder, Lukas sagt sogar  Säuglinge , (Lukas 18,15) zu Jesus bringt,  damit dieser sie berühre  , wehren die Jünger das ab. Warum sie das tun, wird nicht gesagt. Spä-

 ter ist diese Geschichte oft als Begründung für das Recht der Kindertaufe in Anspruch genommen worden, und es könnte durch- aus sein, dass sich hier tatsächlich eine frü- he Auseinandersetzung über diese Frage spiegelt. Dann aber spricht die Erzählung allein von Jesus, der die Jünger scharf zurecht- weist: Sie sollen die Kinder zu ihm kommen lassen und sie nicht daran hindern,  denn solchen gehört die Gottesherrschaft . Denkt Jesus also gar nicht an die Kinder selbst, sondern nur an  solche , die  wie die Kin- der  sind? ? Tatsächlich lautet der nächste Satz:  Wer die Gottesherrschaft nicht an- nimmt wie ein Kind, wird nicht zu ihr gelan- gen. Offenbar sind die Kinder nur Modelle, , eine Art Vorbild für das Verhalten von Er- wachsenen. Es ist deshalb oft darüber nach- gedacht worden, was denn das Vorbildliche an den Kindern sei: ihre  Unschuld womög- - lich oder ihre Fähigkeit, sich beschenken zu lassen, vielleicht auch ihre Unbefangenheit

 anderen gegenüber? Aber den Kindern in dieser Erzählung kommt eine ganz andere Rolle zu: Sie sind Menschen, die sich nicht selber wehren können, wenn andere versu- chen, ihre Möglichkeiten zu beschneiden. Jesus selber ist es, der solche Sperren über- windet. Jesus versteht die Kinder keines- wegs nur als Modelle; sondern er nimmt sie selber an, indem er ihnen in Wort und Tat das zuspricht, was ihnen zukommt. Er um- armt sie, und er segnet sie, indem er ihnen die Hände auflegt. Indem Jesus sich dem Ansinnen der Jünger widersetzt, gewährt er den Kindern das ihnen zukommende Recht.

 Andreas Lindemann, Professor an der Kirchlichen Hochschule in Bielefeld-Bethel, ist Mitglied im Theologischen Prüfungsaus- schuss und im Theologischen Ausschuss der Evangelisch-reformierten Kirche.

 Ein ausführliches Stellen- und Inhalts- verzeichnis rundet den positiven Eindruck ab.fra Die Bibel, mit Bildern von Esben Hane- felt Kristensen, Text von Klaus Knoke, Ver- lag Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart 2001, 352 Seiten, 21 Euro, ISBN 3- 438- 04337- 8.



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 Nachgefragt . . . . . . Welches ist Ihre schönste Erinnerung an den Kindergottesdienst?

 Kindergottesdiensttag inNürnberg

 Hanni Guggenberger, Bad Grönenbach Der Kindergottesdienst war bei uns im Anschluss an den  normalen Gottesdienst und nannte sich  Kinderlehre . Da ging man ab dem Schulalter hin. Es gab auch eine Strichliste für die Anwesenheit. Ich erinnere mich noch, dass das Lied  Mein schönste Zier und Kleinod der  Hit war. . Das wollten wir jeden Sonntag singen.

 Anni Bürk, Herbishofen im Allgäu Ich war als Helferin dabei, als die Frau des Pfarrers Maschauer den Kindergottesdienst machte. Sie konnte sehr lebendig die biblischen Geschichten erzählen.

 Marianne Helgert, Nürnberg Ich durfte mehrere Jahre beim Krippenspiel den Josef spielen. Das war eine wichtige Hauptrolle und ich durfte alleine vorsingen. Da die Rolle der Maria zwischen der Lehrers- und der Pfarrerstochter ausgemacht wurde, war das schon etwas.



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 . . . . . . Nachgefragt Stichwort Kindergottesdienst Das Erzählen biblischer Geschichten, gemeinsames Singen und Beten und die Beschäftigung mit Alltagsproblemen der Kinder gehören in den Kindergottes- dienst. Diese Elemente des Lehrens und Lernens sind seine klassischen Bestand- teile. Er ging aus den Sonntagsschulen hervor, die  zunächst in England seit 1781  für Kinder eingerichtet wurden, , die nicht zur Schule gehen konnten, weil sie in der Fabrik arbeiten mussten. Schon bald war das Modell auch in Deutschland bekannt. In Hamburg zum Beispiel besuchten Kinder sonntäglich für zwei Stunden den kirchlichen Unter- richt und lernten dort neben Lesen und Schreiben biblische Geschichten und den Katechismus kennen. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts veränderten sich in

 England und Deutschland die Themen: Nun trat die Vermittlung christlicher Inhalte in den Vordergrund. Diese Veränderung ging von Amerika aus. Die britische Idee der allgemeinen Sonntagsschule hatte sich dort nicht durch- gesetzt und sie beschränkte sich auf christ- liche Unterweisung. Diese Idee als Auftrag an Kirche kam um 1850 nach Deutschland. Zögernd übernahmen die Kirchen diese Auf- gabe. In Erlangen ist offensichtlich 1850 erst- mals die Bezeichnung  Kindergottesdienst  belegt. 1865 entstand die erste Sonntags- schule in Württemberg. Und seit 1887 taucht die Bezeichnung  Kindergottesdienst im- - mer häufiger für diese Arbeit auf, die zu ei- nem Bestandteil der Inneren Mission gewor- den war. Die grundlegende Veränderung von der Sonntagsschule zum Kindergottesdienst,

 also von der missionarischen Arbeit zur Kinderkirche, vollzog sich Anfang des 20. Jahrhunderts. Zur Nazi- Zeit erhielt der christliche Lehrauftrag der Kirchen wieder mehr Bedeutung , weil die Schulen keine christlichen Werte mehr vermittelten. Religionsunterricht an den Schulen und Kindergottesdienst stehen heute gleichberechtigt nebeneinander. Jede Woche kommen rund 200.000 Kinder in evangelische Kindergottesdienste. Mehr als 60.000 Jugendliche und Erwachsene arbeiten ehrenamtlich als Kindergottes- diensthelfer mit. Sie übernehmen die Aufgabe, ge- taufte Kinder in die Gemeinden zu inte- grieren. Denn das Hören, Singen, Beten, Danken und Loben im Gottesdienst für Erwachsene und im Kindergottesdienst verbindet die Generationen. fra

 Wilfried Elias, Maxweiler bei Neuburg an der Donau

 Am meisten haben wir uns immer auf die Suchbilder gefreut, die wir am Ende des Kindergottesdienstes ausgeteilt bekamen. Wer zuerst fertig war, hatte gewonnen. Das war vom Pfarrer geschickt ausgedacht, dass er so die Spannung bis zum Schluss aufrecht erhalten hat. Fotos ( 6) :Georg Rieger

 Anja Drechsler, Erlangen Für mich war eindeutig das Singen das Schönste am Kindergottesdienst. Die Liedermappe hab  ich noch daheim. .  Laudato si war mein Lieblingslied. . Später war ich auch noch Helferin im Kindergottesdienst.

 (Anja Drechsler singt beim diesjährigen Kirchentag des Synodalverbandes XI in Schwabach das Lied  Voll das Leben von Anja Lerch, das ihr Bruder von der Kindergottesdiensttagung in Duisburg mitgebracht hat.)



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 Nachrichten . . . . . . Im Jahr 1918 hat C. Heinrich Lucas den Kindergottesdienst der Evangelisch-reformierten Gemein- de Canhusen bei Emden gemalt. Nach Heinrich Droege  Ostfries- land in der Malerei soll Lucas mit dem Gemälde im Berlin der 20er Jahre Aufsehen erregt haben. Das Original ist nicht mehr bekannt, es wurde 1919 reproduziert. Karl Mül- ler stellt das Bild vor.

 Wie zu sehen ist, malte Lucas das Bild in einer Zeit, als der Kindergottesdienst noch in der Kirche und nicht im Gemeindehaus stattfand. Mancher Betrachter des

 Kindergottesdienst - 1918gemaltvonC. HeinrichLucas. Repro: Karl Müller

 „Kindergottesdienst  - ein kaum noch bekanntes Gemälde von C. Heinrich Lucas

 Kinder im Mittelpunkt

 Gemäldes hat seinen eigenen Kindergottesdienst vielleicht so erlebt und wird durch das Bild daran erinnert. Die Darstellung des Kircheninneren be- schränkt sich auf ein Minimum: einen Teil des Ganges, die Bankreihe, in der die Kin- der sitzen, und dahinter die Wand mit der Tafel für die Liednummern und mit Kränzen und Schleifen, auf denen die Namen der Gefallenen stehen. Weitere Details der Kir- che zeigt das Gemälde nicht. Dadurch wird das Auge des Betrachters hauptsächlich auf die Kinder gelenkt. Das Gemälde stellt die Kinder in den Mittelpunkt und strahlt die Freude der Kinder in der Kirche aus. Lucas malte die Kinder so, dass sie wie- der erkennbar sind; sie haben ihr unver- wechselbares Gesicht. Ihre Namen sind zum Teil heute noch bekannt. Fast jedes Gesicht ist ein Portrait. Der Leiter des Kindergottes- dienstes, der sich auf dem Gemälde des klei-

 nen Jungen annimmt, ist der Lehrer und Or- ganist Onno Müller, der 1934 bei einem Verkehrsunfall in Em- den ums Leben kam. Auf dem Bild ist die Situation vor dem Kindergottesdienst dargestellt. Die Kinder haben sich größten- teils schon eingefun- den. Zwei Nachzügler suchen sich einen Platz. Es herrscht un- ter den Kindern noch etwas Unruhe, aber die meisten schauen bereits erwartungsvoll nach vorn. Noch ist es nicht so weit, und doch wird auf dem Gemälde schon etwas von der Atmosphäre des Kin- dergottesdienstes sichtbar: Durch die of- fene Banktür, die man als Symbol für die Ein- ladung Gottes sehen kann, durch die Zu- wendung des Leiters zu dem kleinen Jungen und durch die vier Kinder, die ihre Hände gefaltet haben. Ihre Gebetshaltung ist Aus- druck für die Ernsthaftigkeit, die man bei Kindern beobachten kann, wenn man ihnen von Gott erzählt. Die Augen des kleinen Jungen an der Hand des Leiters sind fragend auf die Be- trachter, auf uns, gerichtet. Wir sind gefragt, wie wir um der Kinder willen zum Kinder- gottesdienst stehen. Der Maler C. Heinrich Lucas wurde 1896 in Braunschweig geboren. Wie Heinrich Droege schreibt, kam er kurz vor dem Ende des Ersten Weltkrieges nach einem Lazarett- aufenthalt nach Canhusen. Ostfriesland wurde seine Wahlheimat. Von hier aus reis- te er bis nach Afrika und hat sich in fast al- len Kulturzentren Europas aufgehalten. Er starb 1952 in Guttach. Sein Werk ist nur in einem geringen Maße bekannt und befin- det sich wohl ausschließlich in Privatbesitz. In Emden sind 40 seiner Gemälde registriert.

 Für Auskünfte über Lucas und seine Bilder dankt Karl Müller, Wiard- Haiken-Straße 14, 26725 Emden. Er ist Pastor im Ruhestand.



 11reformiert 5/2002 . . . . . . . . .

 . . . . . . Nachrichten . . .undnachderRestaurierung. Fotos ( 2) :HeikeSchmid

 DieUhrvorderRestaurierung . . .

 Visquard liegt in der Krummhörn, im Nordwesten Ostfrieslands. Die Kirche des Dorfes steht auf dem höchsten Punkt der Warf und ist vermutlich um 1250 erbaut wor- den. Am Westgiebel birgt die alte Kirche eine Sandsteinuhr aus dem Jahre 1598. Wie diese Sandsteinuhr die Gemeinde in den vergangenen Jahren beschäftigt hat, erzählt Hei- ke Schmid.

 Bis vor kurzem war es für die alte Sandsteinuhr der Gemeinde Visquard höchste Zeit. Ihr Zustand war erbarmungswürdig, und die Gemeinde unternahm gewaltige Anstrengungen, um das Geld für die Instandsetzung zusammen- zusammeln. Der Frauenkreis hatte bereits 1999 den Erlös aus ihrem Basar für die Uhr zurückge- legt. Mehrere Gemeindeglieder spendeten.  Unsere Uhr braucht Freunde  unter die- - sem Motto standen mehrere Veranstaltun- gen der Kirchengemeinde. Und so brachte

 Die Kirchengemeinde in Visquard restauriert eine alte Sandsteinuhr Höchste Zeit für eine alte Uhr die kleine Gemeinde mit ihren 700 Gemein- degliedern rund 5000 Euro auf, um einen Spezialisten für Sandsteinarbeiten aus Pa-derborn bezahlen zu können. Die Restaurie- rungsarbeiten begannen im April 2002.

 Edzard II. und Katharina  Was sind das eigentlich für Wappen auf der Uhr? , fragten uns Mitarbeiter der Sandsteinfirma und baten uns, Gestalt und Farben der auf der Uhr vorkommenden Wap- pen herausfinden. Auskunft erteilte uns Isa Ramm, Heraldik- Expertin in Aurich. Das Wappen links oben ist das Circsena-Wappen von Edzard II. und das Wappen rechts oben ist das seiner Frau, Katharina von Wasa. Al- lerdings war dieses Ehepaar lutherischen Bekenntnisses in einer damals schon refor- mierten Gegend. Das Greetmer Amt, zu dem Visquard damals gehörte, war unter Graf Johann, Edzards Bruder, reformiert gewesen. Johann starb und der lutherische Edzard übernahm die Regierung.  Wie kommt eine  lutherische Uhr ins reformierte Visquard? war die nächste Fra- - ge, die wir beantworten wollten. Mitarbei- ter der Johannes a Lasco Bibliothek in Em- den wussten Rat: 1598 versuchten Graf Ed- zard II. und seine Frau Katharina von Wasa, die reformierten Gemeinden in eine lutheri- sche umzuwandeln. Dabei gingen die bei- den folgendermaßen vor: Sie beriefen luthe- rische Pastoren in die reformierten Gemein- den ihres Hoheitsgebietes  jedes Wahlrecht der Gemeinden missachtend. Um die Gemeinden für dieses Vorgehen zu entschädigen, schenkte das Herrscher- paar zum Beispiel Visquard, Groothusen und Frepsum eine Uhr. Andere Gemeinden er- hielten eine neue Kanzel oder einen neuen Abendmahlskelch. Großen Erfolg konnten Edzard und Katharina allerdings nicht ver- buchen. Die lutherischen Pastoren waren ungeliebt in den Gemeinden.

 Nur ein Stundenzeiger Kurz vor Beginn der Restaurierungsar- beiten kamen zwei Herren der Oberen Denk- malschutzbehörde aus Oldenburg nach Vis-quard. Sie informierten sich über den Sach- stand der Restaurierungspläne und entwi- ckelten dabei eine befremdlich wirkende Idee: Die Visquarder Sandsteinuhr ist eine Renaissanceuhr. Solche Uhren haben nur

 einen Stundenzeiger. Damals konnte man keine genauen Uhrwerke mit Minutenzei- gern bauen. Also hatte man nur einen Zei- ger. Auf die Rückfrage, wie genau dann noch die Zeit abzulesen sei, bekamen wir als Ant- wort,  auf eine Viertelstunde genau.  Seit dem 22. Juni hängt der eine Zeiger an unserer Uhr. Vielleicht ein wenig verrückt in einer Zeit, wo im Sport Nanosekunden für einen Sieg zählen. Wenn man die Alten nach der Uhrzeit fragte, antworteten sie:  Es ist

 kurz vor vier oder  Eben nach halb acht.  Die Minuten waren ihnen nicht so wichtig. Unten auf unserer Uhr ist ein Spruch eingraviert  die Übersetzung aus dem Lateinischen lautet folgendermaßen:  Die Stunde entflieht,/hinschwindet die Zeit,/wir altern in schweigenden Jahren, / zügellos fahren und unverweilt/die Tage dahin. Von Minuten haben die Alten nichts gewusst   und was nützt es uns, wenn wir es so ganz genau wissen? Gleich ist es später als jetzt.

 Heike Schmid ist Pastorin in Krummhörn.



 12. . . . . . . . . reformiert 5/2002

 Nachrichten . . . . . . Eberhard Busch Professor Eberhard Busch gab im Juli seine Abschiedsvorlesung an der Georg August Universität Göt- tingen. Brigitte Gemmeke hat ihn bei seinem Abschied beobachtet.

 Eberhard Busch wählte als Thema seiner Abschlussvorlesung  Das ewige Leben . Ich war als Freundin des Hauses Busch sowohl bei der Abschlussvorlesung als auch bei der anschließenden privaten Feier in Kleinschneen anwesend und möchte ein paar Gedanken zum Abschied Eberhard Buschs von der Universität Göttingen formulieren. Um das Lebenswerk Eberhard Buschs zu würdigen, seine Leistung an der Univer- sität Göttingen als Professor der reformier- ten Theologie und seine Vielzahl an Veröf- fentlichungen und Büchern insbesondere zu Karl Barth, fühlt sich die Autorin aus theo- logischer Sicht nicht ausreichend kompe- tent, das mögen andere tun. Mir bleibt es Eberhard Busch und seiner Familie für ihre Freundschaft zu danken. Eberhard Busch vermittelt in seiner humorvollen Art, immer leicht über den Dingen stehend, jedem Ge- genüber:  Du bist wertvoll, ich achte Dich als Mensch so wie Dich Gott gedacht hat . Eberhard Busch schafft es somit, nicht nur theoretisch über die Theologie nachzuden- ken, sondern auch ganz praktisch, uns das Reich Gottes ein bisschen näher zu bringen. Das Angebot, nach seiner Emeritierung in die USA zu gehen (Princeton) und dort die Leitung des Karl-Barth-Instituts zu überneh- men, betrachtet Busch von zwei Seiten: Ei- nerseits würde sein Lebenswerk krönen und sicherlich eine Bereicherung für die Barth Forschung bedeuten, andererseits blickt Busch mit Dankbarkeit in den Rosengarten, den seine Frau Beate nicht zuletzt auch für ihn aus einem asphaltierten Parkplatz ge- zaubert hat. Er meint, es fiele ihm doch sehr schwer, sich für längere Zeit davon zu tren- nen. Das Ehepaar Busch bewohnt bei Göttin- gen ein ehemaliges Schulhaus, das sie mit Leben (vier Kindern: Nathanael, Sara, Ema- nuel und Christian) gefüllt haben sowie mit Geist, Kultur und außerdem viel Platz und Zeit für Gespräche mit Gästen. Auch seiner Frau soll hier Anerkennung gezollt werden  hinter großen Männern ste- - hen, wie wir wissen, immer starke Frauen.

 Professor Eberhard Busch nahm Abschied von der Göttinger Universität Zeit für Gott und die Mitmenschen

 Beate Busch wird in dem Briefwechsel mit dem Titel  Späte Freundschaft ( (zirka 1968) zwischen Carl Zuckmayer und Karl Barth als  Frau Augentrost erwähnt. . Eberhard Busch hat sich in seinem Lebenswerk theologisch und biographisch mit Karl Barth befasst. Er und seine Frau waren schon vor ihrer Ehe- schließung eng mit ihm befreundet. Beate Busch arbeitete als Theologiestudentin bei

 Familie Barth in Basel im Haushalt und Eber- hard Busch war Assistent bei ihm. So ist Eberhard Buschs Werk nicht nur ein rein theoretisches Gebäude, sondern durch die persönliche Bekanntschaft mit Karl Barth geprägt. Wie Beate Busch mir in einem Ge- spräch verriet, war für ihren Mann Karl Barth auch ein Vaterersatz. Eberhard hatte seinen Vater schon früh verloren. Der war der Ju- gendpfarrer des Ruhrgebiets, Johannes Busch. Bei den Dankesworten der Fachschaft der Studierenden zum Abschied von Eber- hard Busch wurde Hermann Hesse zitiert. Der wäre übrigens ein Tag zuvor 125 Jahre alt geworden. Unter anderem wurde auch sein Gedicht  Stufen vorgetragen: : Ich wünsche Eberhard Busch nachträg- lich zum 65. Geburtstag Gottes Segen und noch viele fruchtbringende und frohe Jahre. Schließen möchte ich mit ein paar Gedan- ken aus der Abschlussvorlesung von Eber- hard Busch  Das ewige Leben :  Aus Gna- de schenkt uns Gott das ewige Leben, Gott alleine begrenzt das irdische Leben und nicht der Tod. Wir leben durch Jesus Christus in der Hoffnung auf das ewige Leben, die unsern Glauben nährt und stützt. Gott selbst ist nicht zeitlos. Gott nimmt sich ewig Zeit für uns. In diesem irdischen Leben sollten wir uns Zeit nehmen für Gott und unsere Mitmenschen - das ist Liebe .

 BeiseinerAbschlussvorlesungwarEberzadrBusch( zweitervonlinks)vonseinerFamilie undvonFreunden umgeben. Fotos ( 2) : BrigitteGemmeke



 13reformiert 5/2002 . . . . . . . . .

 13

 Verstreute Reformierte Gottesdienste

 . . . . . . Nachrichten

 Impressum ..... reformiert ist die Mitgliedszeitung der Evange- lisch-reformierten Kirche (Synode ev.-ref. Kir- chen in Bayern und Nordwestdeutschland) für alle verstreuten Reformierten und wird an diese kostenlos verteilt. reformiert kann aber von al- len interessierten Leserinnen und Lesern bezo- gen werden. Wenden Sie sich an:

 Her HerHer HerHerausgeber:ausgeber:ausgeber: ausgeber:ausgeber: Evangelisch-reformierte Kirche ( Synode ev.-ref. Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland)

 V VVVVererer ererantwortlich:antwortlich:antwortlich: antwortlich:antwortlich: Jann Schmidt (js), Saarstraße 6, 26789 Leer, Tel. 0491 / 9198-0, Fax 0491 / 9198-240 E-Mail: pschmidt@reformiert.de

 R RRRRedaktionsbeiredaktionsbeiredaktionsbeir edaktionsbeiredaktionsbeirat:at:at: at:at: Axel Bargheer (ab), Klaus Bröhenhorst (kb), Susanne Eggert (se), Andreas Flick (af ), Walter Herrenbrück (wh), Jann Schmidt (js), Burkhart Vietzke (vie)

 R RRRRedaktionund Layout: edaktion und Layout:edaktion und Layout: edaktion und Layout:edaktion und Layout: Frauke Brauns (fra) Postfach 10 07 42, 33507 Bielefeld Telefon: (05 21) 2 70 39 30, Fax: 2 70 39 33, E-Mail: redaktion@frauke-brauns.de Internet: www.frauke-brauns.de

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 K KKKKontonummerfür Spenden: ontonummer für Spenden:ontonummer für Spenden: ontonummer für Spenden:ontonummer für Spenden: Evangelisch-reformierte Kirche, Konto-Nr. 90 60 08 bei der Sparkasse Leer-Weener (BLZ 285 500 00). Für Ihre Spende erhalten Sie eine Spendenquittung.

 R RRRRedaktionsschlussfür r edaktionsschluss für redaktionsschluss für r edaktionsschluss für redaktionsschluss für reformiert5/ 2002: eformiert 5/ 2002:eformiert 5/ 2002: eformiert 5/ 2002:eformiert 5/ 2002: 29. Juli 2002

 Gemeinsame Gottesdienste feiern die evangelisch-reformierten Gemeinde und die evangelisch- lutherischen Gemeinde in Osterode, Marien- Kirche, Marienvorstadt, am 25. August, 29. September, 27. Oktober, 15. und 25. Dezember, Beginn ist jeweils um 18 Uhr. Informationen bei Reinhard Sell, Nort- heim, Telefon: (0 55 51) 26 00.

 Der Kindertag im Kloster Möllenbeck war auch in diesem Jahr für die Kleinen wieder was ganz Großes. Das Thema in diesem Jahr hieß:  Ich seh die Welt durch meine Brille . Die Kinder konnten auf Entdeckungsrei- se gehen: in Keller und Kirche, in den Turm und sogar in das Innere der alten Orgel. Da waren Klosterwerkstätten vorbereitet: Schreibstube und Salbenmischerei, Kräuter- garten und Lederwerkstatt. Und jede Stun- de rief die Glocke zur Besinnung, zur kind- gemäßen Andacht. Beten und Tun, Essen und Trinken. Rund 100 Kinder und Begleiter erlebten christliche Gemeinschaft im mittel- alterlichen Gemäuer. Seit einigen Jahren ist der Kindertag im Kloster Möllenbeck für die Gemeinden des Synodalverbandes X ein Schwerpunkt ihrer Arbeit mit Kindern. Hier wird den Gemein- den der  verstreuten Reformierten Celle, , Hameln- Pyrmont, Hannover, Hildesheim, Möllenbeck, Rinteln und Wolfsburg-Peine- Gifhorn das sonst eher seltene Gefühl gro- ßer Gemeinschaft vermittelt. Gemeinschaft nicht nur am Tag im Kloster, sondern bereits während der Vorbereitungen: Jede Gemein- de übernahm für diesen Tag einen Pro-

 Kindertag in Kloster Möllenbeck war wieder ein Erfolg Entdeckungsreise durch Kirche und Leben

 Jeden zweiten Monat finden Sie eine neue Ausgabe der Zeitschrift  reformiert in Ihrem Briefkasten. Mit den  Bildern und Berichten aus der Evangelisch- reformierten Kirche   will die Kirchenleitung die Verbindung zu den verstreut lebenden Gemeindegliedern pflegen und ausbauen. In etwa 40.000 Haushalten zwischen Lübeck und Nürnberg, Leipzig und Stuttgart oder Bremerhaven und Osnabrück wird  reformiert gelesen. . Die Reaktionen der Leserinnen und Le-ser - also Ihre Anrufe und Briefe - zeigen der Redaktion, dass Sie die Zeitschrift gern le- sen. Für viele von Ihnen ist  reformiert ein willkommener Gruß der Kirche - insbeson- dere dann, wenn der Weg zu einer reformier- ten Gemeinde etwas länger ist. Druck und Porto der Zeitschrift  refor- miert  haben im vergangenen Jahr etwa 250.000 DM (125.000 Euro) gekostet. Das Geld wird aus Kirchensteuermitteln zur Ver- fügung gestellt. Sie, die Leserinnen und Leser, haben in den vergangenen Jahren durch Ihre große Spendenbereitschaft die Arbeit der Redak- tion sehr erleichtert. Allein im vergangenen Jahr haben Sie mehr als 31.000 Mark für  re-

 Liebe Leserinnen und Leser formiert  überwiesen. . Dieses Ergebnis macht mir Mut, Sie auch in diesem Jahr um eine Spende zu bitten. Wir haben dieser Ausgabe von  reformiert darum ( (als zag- hafte Erinnerung) wieder einen Überwei- sungsträger beigelegt.

 Für Ihre Verbundenheit mit der Zeitschrift  reformiert danke ich Ihnen herzlich! !

 Ihr Jann Schmidt Pastor für Öffentlichkeitsarbeit

 grammpunkt, die Organisation vor Ort lag bei der Gemeinde Möllenbeck. Roland Trompeter

 Wie Mönchegekleideterlebtenrund100KinderdenKin- dertaginKlosterMöllenbeck. Foto: Roland Trompeter

 Überweisungsträger

 14. . . . . . . . . reformiert 5/2002

 Bücher- und CD- Tipps . . . . . . Eine Doppel- CD mit unbekannten Werken von Johann Sebastian Bach, Luigi Boccherini, Franz Schubert und anderen hat die evangelisch- reformierte Kirchenge- meinde Rinteln herausgegeben. Es ist ein Mitschnitt eines Benefizkon- zertes für ein Straßenkinderheim in Pasard- zik (Bulgarien), das im Mai in der Jakobi-Kir- che Rinteln stattfand. Zu hören sind unter anderem die selten gespielten Werke  Flö- ten-Konzert von Boccherini, , Bachs  Stabat Mater  zum 51. . Psalm, das  Adagio  aus dem Streich- Quintett C- Dur von Schubert und  Andante festivo G- -Dur von Sibelius. fra

 Die CD wird ebenfalls verkauft zuguns- ten des Straßenkinderheimes in Bulgarien. Sie ist erhältlich bei der Kirchengemeinde Rinteln, Telefon: (0 57 51) 26 74, Fax: (0 57 51) 95 93 94, oder bei Kantor Werner Herr- mann, Telefon: (0 57 51) 29 30, Fax: (0 57 51) 4 49 21).

 Rintelner Gemeinde gibt CD heraus

 Die Elementarbibel bietet eine umfangreiche Auswahl an biblischen Texten. In ihr sind neben bekannten Erzählungen wie den Schöpfungsbericht, die Mosegeschichten und Geschichten aus dem Leben Jesu auch Texte aus dem Buch Hiob, den Psalmen und den Paulusbriefen zusammengestellt. Die einzelnen Darstellungen sind kurz gehalten und die Autorin erzählt kindgemäß und bibelnah. Ihre kurzen Sätze sind ver- ständlich und richten sich nach dem Wort- schatz von Grundschülern. Notwendige Er- läuterungen und Sacherklärungen sind kur- siv gedruckt. Überleitungen verdeutlichen historische und literarische Zusammenhän- ge. Immer wieder wird darin auch der Be- zug zur Gegenwart hergestellt. Diese Kinderbibel können Kinder ab sechs Jahren gemeinsam mit ihren Eltern ansehen und sich vorlesen lassen, Kinder ab acht Jahren können sie selbst lesen. fra

 Elementar Bibel, Bilder Reinhard Herr- mann, Text Anneliese Pokrandt, Verlag Ernst Kaufmann, Lahr 1998, 592 Seiten, 22 Euro, ISBN 3-7806-2439-7

 Elementar Bibel Diese Kinderbibel möchte Eltern anregen, sich gemeinsam mit ihren Kindern in biblische Geschichten zu vertiefen. Der erste Teil des Buches orientiert sich mit der Auswahl der Erzählungen am Kirchenjahr, beginnend mit Weihnachten über Passion, Ostern und Himmelfahrt bis zum Erntedankfest. So können Kinder und Eltern die biblischen Grundlagen der christlichen Feste kennen lernen. Im zweiten Teil finden sich 13 Texte aus dem alten und neuen Testament, die Antwort auf Glaubens- und Lebensfragen geben können. Sprachlich entfernen sich die Texte nicht weit von dem Bibeltext. Sie bringen kleinen Kindern biblische Geschichten gut verständlich nahe und sie lassen innere Bil- der bei den Kindern entstehen, die einen persönlichen Zugang ermöglichen. Eine weitere Besonderheit dieser Bibel ist ihre Gestaltung. Nach jeder Geschichte gibt es Bastelvorschläge, Spielideen, Lieder und Gebete zur Vertiefung der Themen. Ein Anhang mit Verständnishilfen für Eltern, mit Kindergebeten und Hinweisen zur Feier des Tauftages der Kinder rundet den positiven Eindruck ab, den diese Bibel macht. Diese Kinderbibel, die sich an Kinder im Alter zwi- schen drei und sechs Jahren wendet, ist ein spannendes Kinder- und praktisches Ar- beitsbuch.fra

 Komm, freu dich mit mir, Die Bibel er- zählt für Kinder  von Karin Jeromin, , illus- triert von Rüdiger Pfeffer, Verlag Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart 2000, 240 Sei- ten, 8 Euro, ISBN 3-438-04010-7

 Komm, freu dich mit mir



 15reformiert 5/2002 . . . . . . . . .

 . . . . . . Termine Termine - Ankündigungen - Termine - Ankündigungen Tagung in Emden  Reformierter Protestantismus und Judentum im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts ist das Thema einer Tagung, , die vom 12. bis 14. September 2002 in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden stattfindet.  Bilden die Reformierten eine Ausnahme, wenn es um ihr Verhältnis zum Judentum geht? ,  Hat ihre Hochschätzung des Alten Testamentes zu einer offeneren Einstellung gegenüber dem Judentum geführt?  diese und andere Fragen stehen auf dem Programm des Kongresses mit Referenten aus Deutschland, den Niederlanden und den USA. Die Tagung ist öffentlich und wendet sich an Wissenschaftler, Pfarrer, Lehrer und Studierende. Anmeldungen und weitere Informationen gibt es unter der Telefon- nummer (0 49 21) 91 50 19. Das Programm steht im Internet unter http://www.jalb.de

 Gemeindefest  Aufstehen, aufeinander zugehen  ist das Motto des diesjährigen Gemeindefestes, zu dem die Evangelisch-reformierte Gemeinde Celle am 1. September einlädt. Es beginnt um 9.45 Uhr mit einem fröh- lichen Gottesdienst. Auf dem weiteren Pro- gramm stehen neben zahlreichen Kinder- spielen auch eine Fotoausstellung zu den vergangenen Jahrzehnten des Gemeindele- bens, die Lesung eines unbekannten Mär- chens, eine Ausstellung zu Straßenkindern in Brasilien und kulinarische Spezialitäten aus deutschen Landen sowie aus Israel. Das Fest endet gegen 16.00 Uhr... ..

 Ausstellung  Columbus, Cook & Co  ist der Titel einer Ausstellung, die noch bis zum 22. September in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden zu sehen ist. Gezeigt werden Nautische Instrumente, Seekarten und Reisebeschreibungen aus fünf Jahrhunderten. Die Ausstellung beleuchtet die Zusam- menhänge zwischen der Erforschung des Globus und der Erkundung der Weltmeere an Hand von mehr als 100 Exponaten. Darunter sind 47 historische nautische Instrumente und zahlreiche Seekarten aus Privatbesitz. Alte Seehandbücher, Atlanten und Reisebe-

 schreibungen aus dem Bestand der Biblio- thek machen die Besucher mit den Fahrten von Entdeckern und einfachen Seeleuten bekannt. Informationstafeln erläutern, wie sie sich auf See orientiert haben und füh- ren in geschichtliche Zusammenhänge ein. Ein bebilderter Katalog ist zur Ausstel- lung erhältlich. Öffnungszeiten: Dienstags bis freitags 11 bis 18 Uhr, Samstags 11 bis 13.30 Uhr und 14.30 bis 17 Uhr, Sonntags 14.30 bis 17 Uhr, montags geschlossen. Gruppenführungen nach Voranmeldung (0 49 21) 91 50  0. .

 Sommerkonzerte Die evangelisch-reformierte Kirche Leipzig lädt auch in diesem Sommer wieder zu den Orgel-Sommer-Konzerten ein. Zum Wochenschluss laden Friederike Urban und Christiane Bräutigam am 27. September um 19.30 ein mit Orgel und Ge- sang. Weitere Informationen gibt das Ge- meindebüro der evangelisch- reformierten Kirche Leipzig, Telefon: (03 41) 9 80 05 12.

 Vorträge Die evangelisch- reformierte Kirche zu Leipzig lädt zum Gemeindenachmittag mit Kaffeetrinken ein. Diese Nachmittage stehen jeweils unter einem bestimmten Thema. Am 4. September lautet es  Wächst zusammen, was zusammen gehört   Diskurs über die beiden deutschen Literaturen . Den Vortrag hält Professorin Ilse Nagelschmidt. Am 9. Oktober spricht Helga Schäfer, wissenschaftliche Bibliothekarin an der Deutschen Bücherei,  Von Büchern und ih- ren Schicksalen  einige typische Leipziger Einblicke . Die Veranstaltung beginnt jeweils um 15 Uhr im Tröndlinring 7 in Leipzig. Informa- tionen erteilt das Gemeindebüro, Telefon: (03 41) 9 80 05 12.

 Offene Kirche Zehn Ruheständlerinnen und Ruheständler sorgen seit einem Jahr in der St. Martha Gemeinde in Nürnberg dafür, dass die Kirche regelmäßig geöffnet ist. So ist nun die Kirche montags von 10

 Vorschau Die nächste Ausgabe von reformiert erscheint am 27. Oktober 2002. Sie hat das Schwerpunktthema  Kirchenmusik  . Wir fragen, wie ist kirchenmusikalische Arbeit bei den verstreuten Reformierten möglich, suchen nach der Tradition der Musik im Gottesdienst und beschäftigen uns mit Stimmen und Stimmungen. Einsende- schluss für Manuskripte und Fotos ist am 30. September 2002. Das Thema der Ende Dezember erschei- nenden Ausgabe ist  Tu Gutes und rede darüber.  Im Rahmen der redaktionellen Bearbei- tung behält die Redaktion sich vor, Manus- kripte und Leserbriefe zu kürzen. Ein An- spruch auf Veröffentlichung unaufgefordert eingesandter Manuskripte besteht nicht.

 bis 12 Uhr, donnerstags von 10 bis 16 Uhr und an jedem zweiten Samstag im Monat von 9 bis 13 Uhr für Touristen und natürlich auch für Gläubige zugänglich. Die  Kirchen- öffner heißen alle herzlich willkommen, , die die Kirche ansehen oder in ihr Ruhe finden wollen. Die Ehrenamtlichen stehen für Erklä- rungen und für persönliche Gespräche zur Verfügung. Und die Gemeinde freut sich über die- se Chance, die Kirche und die Gemeinde der Öffentlichkeit vorzustellen.

 www. reformiert. de Die Webseiten der Evangelisch-reformierten Kirche haben vor einigen Wochen ein neues Layout erhalten, das Pastor i.E. Georg Rieger entworfen und umgesetzt hat. Die Stichworte Information, Kommuni- kation und Meditation führen nun durch die Internetpräsenz, die weltweit unter www.reformiert.de abgerufen werden kann. Die Bereiche des Webauftrittes sind klar gegliedert und übersichtlich strukturiert. Aktuelle Nachrichten aus Gemeinden und Landeskirche, Bekenntnistexte oder eine Andacht  Interessierte sind schnell bei der Information, die sie suchen. In Verbindung mit diesen Seiten können Gemeinden, Einrichtungen und Synodalver- bände der Evangelisch-reformierten Kirche nun auch ihr eigene Webpräsentation ent- wickeln und ins Netz stelllen.



 16. . . . . . . . . reformiert 5/2002

 Postvertriebsstück DPAG Entgelt bezahlt H 12178 F Evangelisch-reformierte Kirche (Synode ev.-ref. Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland) Synodalrat, Saarstraße 6, 26789 Leer

 Zum Thema: (c) Scherz Verlag, Bern/München/Wien; das Buch ist im Buchhandel erhältlich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Annas biblische Geschichte Lesen hat Anna aus der Familienbibel gelernt, und die blieb auch ihr bevorzugtes Lesebuch, schon deshalb, weil sie so dick und auch schwer war. Was da drin steht, das muss halt für ein ganzes Leben reichen, meinte sie, und damit hat sie ja auch recht. Für den Religionsunterricht musste sie gewisse Bibelabschnitte auswendig lernen, was sie pflichtschuldig tat, aber die Kapi- tel, die sie für sich las oder sich von mir vorlesen ließ, die lernte sie  inwendig . Und das schien ihr mehr Spaß zu machen und wichtiger zu sein als  auswendig . Man kann sich vorstellen, dass sie mich mit ih- ren Fragen nach der Bedeutung von Stellen, die ihr unverständlich oder zweifelhaft  Anna sagte  verzweifelt  schienen, , manchmal in arge Ver- legenheit brachte. Als sie gelesen hatte, dass Adam seine Eva  erkannt hatte, , wollte sie zum Beispiel wissen, ob ich sie, Anna, denn auch schon erkannt hätte.  Das verstehst du noch nicht , durfte man zu Anna nicht sagen. Das hätte nur ihren Ehrgeiz angestachelt, so lange zu fragen oder phantasti- sche Vermutungen zu äußern, bis man klein bei- gab und ihr die Sache erklärte, so gut es eben ging.  Ich habe dich noch nicht wirklich erkannt, Anna,  sagte ich schließlich, ,  weil wir uns dazu noch nicht lange genug kennen. Auch der ein-

 fachste Mensch ist ein kompliziertes Wesen, und der liebste Mensch erscheint einem manchmal als der allerkomplizierteste. Auch wenn man den anderen sehr liebt, kann man ihn nicht immer er- kennen.  Das begriff Anna.  Warten wir also noch ein biss- chen, bis wir uns inwendig ganz auswendig ken- nen gelernt haben , schlug sie vor, und ich war vollkommen einverstanden. Annas Fragen hatten es, genau wie ihre Ge- schichten, stets in sich, und die Bibel hat es ebenfalls in sich. Das bedeutete: Je öfter ich Anna eine präzise Antwort schuldig blieb, desto mehr wuchs in ihr die Überzeugung, dass das dicke Bibelbuch noch viel schwierigere Fragen stellte als ein Rechenbuch, nur eben mit Buch- staben statt mit Zahlen. Und für manche von die- sen  Wörter-Aufgaben wusste halt nicht mal ich eine Lösung, so schwer waren sie. Obwohl sie also meinte, dass da mehr Fragen drin stehen als Antworten, las sie gern in der Heiligen Schrift,  weil so viele schöne Blumen-Wörter drinstehen, und über die Stellen, wo keine sind, muss man eben wegsteigen, wie auf der Wiese, wo ein Kuhfladen liegt.  Abgesehen von diesen Einschränkungen gefiel ihr die Bibel schon deswegen, weil man beim Le-sen soviel  zusammendenken konnte. .

 aus:Fynn,Annaschreibt anMisterGott