17 reformiert 3/2001 . . . . . . . . . Bilder und Berichte aus der Evangelisch-reformierten Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kirche im Urlaub Kirche und Pfarrer ganz neu erleben Wunsch nach mehr Kontakt Das Recht, unter sich zu bleiben r e f o r m i e r t 3/2001 M‰rz - April 2001 2 . . . . . . . . . reformiert 3/2001 Editorial . . . . . . Liebe Leserinnen und Leser, eine volle Kirche, die - wie man so sagt - bis auf den letzten Platz gef ¸llt war, erlebte ich w‰hrend meiner Ausbildung in Bad Wˆrishofen. Dort liegt die evangelische Kirche im Kurgebiet. Und Sonntagsmorgens kamen immer viele Kurg‰ ste in den Gottesdienst, so dass die Gemeinde nur in der Winterpause unter sich war. Sicherlich f¸llten viele Kurg‰ste mit dem Gottesdienstbesuch die Zeit am ruhigen Sonntag. Auch in einigen Gemeindekreisen am sp‰ten Nachmittag Nachmittag oder Abend tauchten die Kurg‰ste auf, zum Beispiel im offenen Bibelkreis. Hier habe ich viele bereichernde Abende erlebt mit Menschen aller Altersstufen und ihren vielen Erfahrungen. Ich habe die Flut der G‰ste auch als belastend erfahren. Eine Vertrautheit, die die Teilnehmenden zu tiefen persˆnlichen Gespr‰chen ermutigte, entstand nur selten. So erlebte ich, dass eine f¸r Besucherinnen und Besucher offenen Gemeinde beides sein kann, bereichernd und hemmend. Wichtig finde ich im R¸ckblick, dass es der Gemeinde gelang, eine Balance zu finden zwischen beiden Polen. In der Evangelisch-reformierten Kirche gibt es viele Gemeinden, die in Urlauber- oder Kurzentren liegen. Von den Erfahrungen, die Menschen im In- und Ausland mit Seelsorge an G‰sten machen, erz‰hlt diese diese Ausgabe. Vielleicht kˆnnen Sie Sie Sie von der einen oder anderen Erfahrung profitieren w¸nscht Inhalt Titelthema Interview mit Margarethe Hunold ............................................ 3 mit Brigitte Meeuw Probst ....................................... 3 mit Susanne Gehrung ............................................... 4 mit Klaus-Peter Weinhold ........................................ 8 Erfahrungen Carvoeriro: Eine Gemeinde an der Algarve lädt Gäste zum evangelischen Gottesdienst ein ......................... 4 Greetsiel: Das Recht, unter sich zu bleiben ............... 4 Bad Grönenbach: Kurende und Urlauber sind immer willkommen ............................................................ 5 Borkum: Inselgemeinde im Urlauberstrom................. 6 Campingplatz Wilsumer Berge: Kirche Unterwegs ....... 7 MS Europa: Kirche auf einem Kreuzfahrtschiff ......... 11 Nachrichten Hugenotten-Museen in Europa ................................ 10 3. Emder Tagung .................................................... 11 Aktivitäten Reformierter während des Deutschen Evangelischen Kirchentages .................................... 12 Verstreute Reformierte ........................................ 13 Impressum ............................................................ 13 Nachrichten .................................................... 13, 15 Büchertipps .......................................................... 14 Begegnung mit Masaaki Suzuki ............................... 15 Vorschau ............................................................... 15 Andacht Urlaub futsch – alles futsch? .................................. 16 Im Bereich von Erholung, Freizeit und Tourismus spielt Kirche wieder eine Rolle. Vermehrt suchen Reisende am Urlaubsort die ˆ rtliche Gemeinde auf und nehmen am Gottesdienst teil und andere Angebote wahr. Das kann bereichernd oder belastend f ¸ r die Gemeinden sein. Dennoch laden sie immer weiter Kurende und Urlauber zu sich ein und heiflen sie willkommen. Daneben bietet Kirche Reisenden auf Campingpl‰ tzen, auf Kreuzfahrtschiffen oder im Ausland Seelsorge an. Diese Ausgabe berichtet ¸ ber die vielf‰ ltigen Angebote. Foto: Christoph Wiarda 3 reformiert 3/2001 . . . . . . . . . . . . . . . Nachgefragt Margarethe Hunold (68) ist eine ehemalige Kirchen‰lteste aus Melle. Sie erz‰hlte Axel Bargheer von ihren Erfahrungen mit Gemeinden und Gottesdienstbesuchen im Urlaub. Wenn Sie in den Urlaub fahren, interessieren Sie die kirchlichen Angebote an ihrem Urlaubsort? Ja, eigentlich immer, das gehˆrt f¸r mich zum Urlaub dazu. Man muss sich allerdings im Allgemeinen selber darum k¸mmern.Es ist nicht so, dass man das vorgesetzt bekommt, was wo los ist. Ich orientiere mich dann selber: die Kirche ist meistens als erstes zu sehen im Urlaubsort und da muss man dann hingehen. Man merkt aber schon, dass das von vielen in Anspruch genommen wird. Es gehen wohl auch viele zum Gottesdienst, die das sonst nicht tun. Das erkennt man schon am Verhalten, wie sie zum Beispiel mit dem Gesangbuch umgehen, oder wie sie es mit Aufstehen und Hinsetzen halten oder mit dem Mitsprechen im Gottesdienst. Da sieht man schon, dass manche h‰ufiger in die Kirche gehen und andere nur am Urlaubsort. Welche Angebote nehmen Sie wahr? Was interessiert Sie besonders? Es interessiert mich, wenn Sonderveranstaltungen angeboten werden, beispielsweise Lesungen, oder wenn es Vortr‰ge ¸ber besondere Menschen gibt. Ich habe zum Beispiel einmal in Bad Wˆrishofen drei Abende in Folge ¸ber Matthias Wiemann mitgemacht Ò das war ganz toll. Oder es gibt Vortr‰ge von ausw‰rtigen Referenten Referenten ¸ber ˜kumene oder ¸ber andere kirchliche Themen. Also: solche besonde- Interview mit Margarethe Hunold „Mich interessiert, interessiert, was die Gemeinden anbieten“ ren Veranstaltungen interessieren mich sehr. Und regelm‰ fliger Gottesdienst sowieso, weil ich auch sonst in den Gottesdienst gehe, aber das ist wohl nicht bei allen so. Sind das dann normale gemeindliche Angebote oder spezielle Angebote f ¸ r Urlauber oder Kurg‰ ste? Sehr h‰ufig sind es spezielle Angebote f¸r Urlauber Urlauber Urlauber und Kurg‰ste, an denen zwar auch Gemeindeglieder teilnehmen kˆnnen, aber es kommen haupts‰ chlich die Urlauber. Mich interessiert aber auch, was in den Gemeinden selbst angeboten wird. Da ist es auch egal, ob die evangelisch oder katholisch ist, manches finde ich einfach interessant. K ˆ nnen Sie ein paar Angebote nennen, die Sie besonders beeindruckt haben, oder die Ihnen besonders gefallen haben? Mich beeindruckt immer wieder das Thema Meditation. Es kommt nat¸rlich darauf an, wer es macht. Da gibt es grofle Unterschiede. Aber ein Meditationsabend mit anschlie- flender Diskussion oder Aussprache, da gehe ich gerne hin. Oder ich habe mal einen Berggottesdienst mitgemacht. Da fuhr die ganze Gemeinde an einen Sonntag auf einen Berg - das letzte St¸ck musste man zu Fufl gehen - und dann traf man sich am Gipfelkreuz. Man konnte sich hinsetzen oder stand oben auf dem Berg um das Kreuz, und dann wurde dort ein Gottesdienst gefeiert. Das war f¸r mich mich mich sehr beeindruckend, mitten in der Natur. Die Bergwelt um einen herum. Das war ganz anders als gewohnt. Ich fand das sehr schˆn, man bekommt ganz neue Eindr¸cke. Nehmen Sie aus der Kirche am Urlaubsort etwas mit in Ihre Heimatgemeinde? Ich nehme nat ¸ rlich viele Eindr ¸ cke mit, aber es ist doch etwas anderes als die Heimatgemeinde. Margarethe Hunold: —Die ˆ rtliche Gemeinde zu besuchen, geh ˆ rt f ¸ r mich zum Urlaub dazu. Ï Foto: Axel Bargheer Brigitte Meeuw Probst ( 47) ist Hausfrau und Mutter und lebt auf Borkum. Foto: privat Ihre Kirchengemeinde liegt in einer Urlaubsregion. F ¸ hlen Sie sich in dieser Gemeinde zu Hause? Ich nehme rege am Gemeindeleben teil. Im Sommer gehe ich nicht so oft in den Gottesdienst. Die Touristen sind manchmal sehr unruhig, die richtige Andacht stellt sich dann nicht ein. Schlieflen Sie sich im Urlaub der ˆ rtlichen Gemeinde an? Im Urlaub besuche ich oft die Gottesdienst und kirchlichen Veranstaltungen. F¸r unsere eigene Gemeinde bekomme ich dann viele Eindr¸cke und Anregungen. 4 . . . . . . . . . reformiert 3/2001 Erlebt und erzählt . . . . . . Wie erleben Christen eine Gemeinde an ihrem Urlaubsort? Klaus Brˆ- henhorst, henhorst, Pastor in Hildesheim, berichtet ¸ber die Gemeinde in Carvoeiro an der portugiesischen Algarve, deren Offenheit und Gemeindeleben ihn begeistert haben. —Ich fahre hin.ÏEs war sp‰ter Nachmittag und ich im Urlaub: seit ein paar Tagen im sonnigen Portugal, in Carvoeiro, an der Algarve. Ein Reisef¸hrer, der im Ferienhaus auslag, machte auf die Angebote der Region aufmerksam. Schnell fand ich, wonach ich suchte: deutschsprachiger evangelischer Gottesdienst in der katho-lischen Kirche in Carvoeiro. Die katholische Kirche des Ortes, eher eine kleine Kapelle, ist hoch auf den Klippen gelegen, welche steil zum Meer abfallen. Die Sonne sandte ihre letzten Strahlen ¸ber einen sehr ruhigen Atlantik, als ich vom Parkplatz meine Schritte zum Eingang der Kirche lenkte. Ich fragte mich gespannt, was mich erwartet. Kaum hatte ich die Kapelle betreten, begegneten mir Zeichen unaufdringlichen Willkommenseins. Gottesdienstzettel wurden verteilt. Menschen begr¸flten sich. Hier und Eine Gemeinde an der Algarve strahlt positiven Lebenswillen aus und lädt Gäste zum deutschen evangelischen Gottesdienst ein Nicht nur Strandgeflüster da wurde miteinander gesprochen, nicht zu Laut, aber auch nicht zu leise. Kirche ist Kirche, das war klar. Und doch ber¸hrte eine Atmosph‰re gegenseitigen Sich-Wahrnehmens. Das war wohltuend. Der Pastor, ein Ruhest‰ndler der Evangelischen Kirche von Westfalen, r¸ckte das Lesepult naher an die Gemeinde heran. Das machte ein gutes Gef¸hl f¸r N‰he und Distanz sp ¸ rbar. Bei der Predigt war das ebenso. Der Botschaft verpflichtet, gewiss. Aber sein Tonfall war werbend und aus dem Miteinander der Gemeinde geboren. Aus meinem anf‰ nglichen Gespannt- Sein war l‰ngst Sympathie geworden. Ich wollte mehr ¸ber die Gemeinde wissen: Wer das Gemeindeleben tr‰gt, wer es gestaltet... Bei einem kurzen Ausklang nach dem Gottesdienst war Gelegenheit, ins Gespr‰ ch zu kommen. Ein paar Dutzend Menschen hielten sich zur Gemeinde, sagte man mir. Es w‰ren nicht alle evangelisch, manche w‰ren katholisch, zumeist die portugiesischen Ehepartner. Aufler den Gottesdiensten, die allerdings nur f¸r ein paar Monate von Predigerinnen und Predigern aus Deutschland gehalten w¸rden, g‰be es Treffen in verschiedenen H‰usern: f¸r Besprechungen, Diskussionen, Bibelarbeiten... Zu 90 Prozent tr¸gen diejenigen das Gemeindeleben, die auf Dauer oder f¸r l‰ngere Zeit in Portugal lebten. Carvoeiro an der portugisischen Steilk ¸ ste ist ein beliebter Urlaubsort. Hier an den Klippen liegt die katholische Kirche, die in ˆ kumenischer Offenheit Urlauber aller Konfessionen begr ¸ flt. Foto: Astrid Langer Ich verabschiedete mich und ging zum Auto zur¸ck.Ich war beeindruckt: Das ist Gemeinde. Eine Gemeinde, die k‰ mpfen muss. Gewiss. Eine Gemeinde, die Probleme kennt. Gewiss. Eine Gemeinde, die sehr viel positiven Lebenswillen ausstrahlt - mehr, als ihr vermutlich selber bewusst ist. Ob das bei uns zu Hause in Deutschland auch so ist? Der n‰ chste Herbsturlaub ist bereits gebucht: Algarve, Carvoeiro. Wenn ich daran denke, freue ich mich schon: auf den Strand, auf die Sonne, auf die Ruhe - und auf die Gemeinde dort. Urlauberzahlen in der Grˆflenordnung eines eines eines Vielfachen der eigenen Gemeinde - in Greetsiel kommen auf 1500 Einwohner etwa 1 Million Besucher j‰hrlich - gehen nicht spurlos vor¸ber.Dass das f¸r die Kirchengemeinde Belebung und Belastung bedeutet, reflektiert Gebhard Vischer. Belebung Am deutlichsten und erfreulichsten zeigt sich der Zugewinn, der durch die Anwesenheit von Reisenden entsteht, im Gottesdienstbesuch. Die Altersstruktur der Gottesdienstbesucher unterscheidet sich sehr von der traditionellen Gemeinde und auch die Geschlechterverteilung ist anders: im Urlaub finden viel mehr M‰ nner und junge Menschen den Weg in die Kirche als sonst. Und dadurch, dass die Kirche nie leer ist, ergibt sich auch eine positive Sog- Wirkung auf Einheimische. In einer Kirche mit gutem Besuch f¸hlen sich alle wohler. Die Urlauber sind sehr viel weltoffener als die traditionelle Gemeinde. Sie erwarten und fordern von der Kirche Engagement, deutliche Aussagen und nicht Offenheit nach allen Seiten. Die Themen um Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schˆpfung sind sind sind erw¸nscht und werden nicht als —Poli- Auswirkungen vieler Urlauber auf eine Kirchengemeinde Das Recht, unter sich zu bleiben reformiert3/2001 . . . . . . . . . 5 . . . . . . Kur- und Urlauberseelsorge tik von der KanzelÏ verteufelt. Solche R¸ckmeldungen tun tun tun auch der Ortsgemeinde gut, erweitern den Horizont. Das Interesse gerade auch an den Besonderheiten einer reformierten Kirche ist grofl. Die kirchliche Urlauberarbeit bietet also Chancen f¸r die ˜ffentlichkeitsarbeit. Wir m¸ssen nicht motivieren, die Menschen kommen und wollen etwas von Kirche wissen. Untersuchungen zeigen: Kirchliche Angebote werden in gleichem Umfang wahrgenommen, wie Angebote der Kurverwaltung. Mehr als 60 Prozent der Urlauber sind der Ansicht, dass Kirche zu einem gelungenen Urlaub beitragen kann. Manche leben ihre Kirchlichkeit nur am Urlaubsort, sind Ostern und Weihnachten in —ihrer KircheÏ in Greetsiel. Nat¸rlich profitiert die eigene Gemeinde auch von den vielen weiteren Angeboten. Konzerte, Gemeindefeste, Andachten oder Lesungen kˆnnen in solchem Umfang in vielen Gemeinden nicht durchgef¸hrt werden, weil das Besucheraufkommen fehlt. Die Kirche am Urlaubsort hat oftmals Kirchentagscharakter. Belastung Die Gemeindekreise k ˆ nnen nicht ganzj‰ hrig stattfinden. Zu den Hauptsaisonzeiten sind die Einheimischen mit G‰sten besch‰ftigt, da bleibt f¸r Anderes wenig Zeit. Deshalb ist Kontinuit‰ t nicht garantiert und die Gemeindearbeit muss anders strukturiert werden. Terminplanungen m ¸ ssen nicht nur mit R ¸ cksicht auf Fuflballspiele geschehen, sondern m¸ssen auch auch auch G‰stewechsel in den Kernferienzeiten aller Bundesl‰ nder und verl‰ ngerte Wochenenden im Auge haben. Intimit‰ t in der Gemeinde zu wahren wird schwieriger. Nicht jeder Gast benimmt sich wie ein solcher. Manche meinen: —Je n‰her ich an die —EingeborenenÏ herankomme, desto gelungener ist der UrlaubÏ. Dabei trampeln sie auf den Gef ¸ hlen von Menschen herum. Deshalb muss die besuchte Gemeinde sich sch¸tzen.Trauerfeiern zum Beispiel kˆnnen nur ungestˆrt stattfinden, wenn die Kirche nach Beginn verschlossen wird. Nicht alle Gemeindeveranstaltungen werden ˆffentlich angeboten. Es gibt auch das Recht der Gemeinde, unter sich zu sein. ‹ber die Fragen —In welchem Verh‰ ltnis stehen Kurende und Urlauber zu unserer Kirchengemeinde am Ort?Ïund —Welche Wechselwirkungen gibt es?Ïdenkt Hermann Brill, Pfarrer in Bad Grˆnenbach, nach. nach. nach. Zun‰ chst gibt es ein Verh‰ ltnis zu denen unter den Kurenden und Urlaubern, die an den regul‰ ren Gemeindeveranstaltungen teilnehmen. Es sind niemals viele, die das tun. Sie besuchen den Sonntagsgottesdienst und das sich zweimal im Monat anschlieflende Kaffeetrinken im Gemeindesaal. Auch unser sogenannter Suppensonntag, ein dreimal j‰hrlich stattfindender —halber Tag in der GemeindeÏ mit Gottesdienst, anschlieflendem Kaffee und Kuchen und Mittagessen, wird von Kurg‰sten und Urlaubern angenommen. Manche von ihnen nehmen die Gelegenheit gern wahr, mit Gemeindemitgliedern ins Gespr‰ch zu kommen. Und sie werden bei Die Gemeinde in Bad Grönenbach heißt Kurende und Urlauber immer willkommen Viele Kontakte erwünscht Die evangelisch- reformierte Gemeinde und die katholische Gemeinde in Bad Gr ˆ nenbach im Allg‰ u k ¸ mmern sich gemeinsam um Kurende und Urlauber. Repro: fra uns freundlich aufgenommen. Es haben sich auch schon Kurg‰ste f¸r eine oder zwei Proben unserem Kirchenchor angeschlossen, weil sie in ihrer Heimatgemeinde ebenfalls im Kirchenchor singen. Kurende Organistinnen oder Organisten ¸ben an unserer Kirchenorgel. Besondere Gelegenheiten wie Konzerte (etwa Weihnachten) oder das Gemeindefest locken ebenfalls Urlauber und Kurg‰ste an. Alle diese Begegnungen bedeuten keineswegs eine ‹ berlastung oder ‹ berfrachtung unserer Gemeinde. Ich w¸nsche mir mir mir eher, dass noch mehr G‰ste Kontakt zu uns aufnehmen. Zum Zweiten sind unsere evangelischreformierten und die katholische Kirchengemeinde in der Kurseelsorge aktiv. Eine Arbeit, die sich in den vergangenen Jahren nicht einfach gestaltete. Verschiedene Angebote unsererseits wie zum Beispiel Themenabende in den Kurh‰ usern oder ein —Stammtisch ¸ber Gott und die WeltÏ in einem ˆrtlichen Caf» erhielten zu geringe Resonanz. Zur Zeit bieten wir wˆchentliche Meditationen in unserer evangelisch-reformierten 6 . . . . . . . . . reformiert 3/2001 Kur- und Urlauberseelsorge . . . . . . Ihre Kirchengemeinde liegt in einer Urlaubsregion. F ¸ hlen Sie sich in dieser Gemeinde zu Hause? Wir haben ein intaktes Gemeindeleben, an dem ich teilhabe. Zu den Gottesdiensten erscheint regelm‰flig eine bestimmte Anzahl fester Gemeindeglieder - insofern f¸hle ich mich, obwohl ich selbst vor sieben Jahren zugezogen bin, in unserer Gemeinde heimisch. Allerdings w¸rde ich es begr¸flen, wenn wenn wenn noch mehr Kurg‰ste und Patienten aus den hiesigen psychosomatischen Kliniken den Weg zu uns f‰nden, denn im zun‰chst Fremden Fremden liegt doch die grofle Chance zu neuen Anstˆflen.Begegnungsmˆglichkeiten zwischen zwischen zwischen Einheimischen und G‰ sten sind bei uns zum Beispiel Kirchenkaffee und Suppensonntag nach den Gottesdiensten oder auch angebotene Kurmeditationen unter der Woche. Das ersetzt aber nicht immer wieder pers ˆ nlich ausgesprochene Einladungen von Seiten des Pfarrers/der Pfarrerin oder von Gemeindegliedern an die Besucher. Schlieflen Sie sich im Urlaub der ˆ rtlichen Gemeinde an? Hin und wieder besuche ich im Urlaub evangelische oder katholische Gottesdienste und f ¸ hle mich dann jedes Mal mit den Menschen dort auf besondere Weise verbunden. Das tut mir auch deshalb gut, weil ich dann die reine Touristenperspektive, die ja etwas K ¸ nstliches hat, hinter mir lasse und ein St¸ck echtes Leben teile. Ansonsten verbinden mein Mann und ich einen Urlaub gern mit dem Besuch einer Kommunit‰t.So haben wir zum Beispiel auf dem Weg nach S¸dfrankreich zweimal zweimal zweimal in Taize/ Burgund Halt gemacht. Als Jugendliche nahm ich mehrmals an deutschfranz ˆ sischen Begegnungsfreizeiten teil mit gemeinsamer Bibelarbeit, Besuch franz ˆ sischer Gottesdienste und Einladungen in die H‰ user. Das hat mich tief gepr‰gt. Susanne Gehrung aus Bad Gr ˆ nenbach ist 39 Jahre alt und Lehrerin. Im Sommer beherbergt jeder Borkumer statisch gesehen st‰ndig f¸nf f¸nf G‰ste in seinem Haus. Welche Auswirkungen der Besucherstrom auf die reformierte Gemeinde der Insel hat, schildert Ortspfarrer Joachim Janssen. Es ist Sonntagnachmittag, kurz vor 15 Uhr. Die kleinen S‰ ngerinnen und S‰ nger des Kinderkirchenchores sind aufgeregt, denn gleich geht er los, ihr grofler Auftritt. Schon etliche Wochen hat die Leiterin mit ihnen geprobt f¸r ein Konzert f¸r die ganze Familie. —Wir machen heute nur f ¸ r euch MusikÏ lautet das Motto, und M ¸ tter, V‰ ter, Geschwister und Omas und Opas sind gekommen. Der Gemeindesaal ist gut gef ¸ llt. Pl ˆ tzlich Getuschel an der T ¸ r: —Nein, dies ist keine Gemeindeveranstaltung... ein Fest f¸r uns... nur so.Ï Eine Freizeitgruppe aus einem kirchlichen Erholungsheim, etwa 20 Personen, begehrt Einlass ins Idyll. Einige setzen sich, obwohl die Pl‰tze sichtbar belegt sind. Hˆfliche, aber bestimmte Bitten komplimentieren die Gruppe wieder nach drauflen. Entt‰uschte, ja auch emp ˆ rte Gesichter, Kopfsch ¸ tteln: —Nein, so was!Ï Zehn Tage sp‰ter liegt im Postfach ein Protestschreiben des zust‰ndigen Superintendenten Superintendenten und ist im Ton recht scharf. Er fordert offene T¸ren, offene Kirchen und vieles mehr. Kirche an unter dem Titel —Atempause - eine 20- Minuten- Kur f ¸ r Geist und SeeleÏ. Sie werden von den Pfarrern beider Gemeinden, Pastoralreferent und Gemeindereferent der katholischen Gemeinde und einem katholischen Kur- und Klinikseelsorger im Wechsel gestaltet. F¸r die Kurzeitung schreiben wir jeden Monat eine Meditation. Zudem gibt es regelm‰flig F¸hrungen durch die katholische Stiftskirche mit anschlieflendem Kaffee. Diese Veranstaltungen werden stetig von Kurenden und Urlaubern besucht, die deutliche Mehrzahl der Besucher der Meditationen stammt allerdings aus den Gemeinden am Ort. Was die G‰ste bei uns als Kirchengemeinden suchen, sind eher die regul‰ ren Veranstaltungen. Seelsorgliche Gespr‰ che werden oft von Patientinnen und Patienten aus den psychosomatischen Kliniken am Ort gesucht, von anderen G‰sten kaum. kaum. Insgesamt erreichen wir mit den kirchlichen Veranstaltungen nur einen kleinen Teil unserer Urlaubs- und Kurg‰ste; im wesentlichen wohl den mit der Kirche ohnehin verbundenen Teil. Diese Leute wollen ihre Kur auch mit geistlichen Akzenten gestalten. Die Mehrzahl der G‰ ste sucht danach nicht. Vielleicht ist das auch dadurch bedingt, dass die Zahl der klassisch Kurenden zur¸ckgegangen ist. ist. ist. Es steigt aber die Zahl derer, die privat ihre Fitness- oder Wellness-Wochen beziehungsweise beziehungsweise Wochenenden buchen, welche die Kurh‰user zunehmend anbieten. Und diese G‰ste konzentrieren sich in der K¸rze der Zeit auf ihr gebuchtes Programm. Im Betrieb der Kurseelsorge gibt es also, zusammenfassend gesagt, zus‰tzliche Angebote Angebote im Programm unserer Kirchengemeinde, von einer —WechselwirkungÏ w¸rde ich ich ich allerdings nicht sprechen. Rund 30.000 Besucher bevölkern die Nordseeinsel Borkum im Sommer Inselgemeinde im Urlauberstrom Es ist schon manchmal recht sonderbar auf einer Nordseeinsel Gemeinde zu sein Ò reformierte Gemeinde obendrein. Das hat etwas Unbekanntes, fast Exotisches f¸r die, die sich f¸r —nurÏ evangelisch halten. Und wenn im Sommer die Insel Borkum bis zu 30.000 Menschen bevˆlkern, dann hat jeder Borkumer rein statistisch f¸nf Personen zu Gast. Dann wird es eng. Eng auch f ¸ r den Wunsch, mal unter sich zu sein. Und dennoch: Jeder Mensch braucht das, wir Insulaner auch, um unserer selbst willen. Das bedeutet manchmal eben auch auf Unverst‰ ndnis zu stoflen, wenn es heiflt: Nein, diese Veranstaltung l‰uft intern und ist nicht f¸r Badeg‰ste. Nat¸rlich ist es schˆn, wenn sonntags die Kirche gut besucht ist, selbstverst‰ndlich macht macht es Freude, wenn die Touristen Veranstaltungen, wie Konzerte, Auff¸hrungen, Lesungen Lesungen Lesungen von den Touristen gut annehmen. Aber logischerweise bringt das f¸r die Identit‰t der Gemeinde Probleme mit sich, will sie nicht zur Touristengemeinde werden. Der Tourismus instrumentalisiert fast alle T‰tigkeiten auf der Insel. Es wird viel geboten. Und der Luxus von heute ist der Standard von morgen. F¸r den Badegast nur das Beste, damit er auch wiederkommt, heiflt es. Auch die Kirche wird manchmal gern als ein Instrument angesehen und es bedarf schon einiger Arbeit, dass es nicht irgendwann heiflt: —Karke, dat is blot wat fˆr de de de Badegasten.Ï(Kirche ist nur was f¸r die G‰ste.) Und es ist gut, wenn wir das schon jetzt den kleinen Kindern zeigen. 7 reformiert 3/2001 . . . . . . . . . . . . . . . Kirche Unterwegs Kirche Unterwegs Ò Kirche auf dem Campingplatz ist eine mobile Form vom Gemeinde. Hier geht Kirche dorthin, wo die Menschen ihre Freizeit, ihren Urlaub verbringen. Christoph Wiarda berichtet von seiner Arbeit auf dem Campingplatz Wilsumer Berge und antwortet unter anderem auf die Frage, was das Besonderer daran ist. —Oma, wir kommen doch in den Herbstferien wieder?ÏSo fragt die acht-j‰hrige Jasmin. Bei ihrer Frage hat sie einen Hintergedanken. Nat ¸ rlich hat ihr auch das Programm der Camping- Kirche gut gefallen, aber vor allem das Haus aus Pappkarton hat es ihr angetan. In diesem Haus hatte vorhin Jesus den Gel‰hmten geheilt, nachdem ihm die vier Freunde aufs Dach gestiegen waren. Aber die Mitarbeiter k ˆ nnen es ihr noch nicht schenken, denn beim Abschlussgottesdienst wollen sie f¸r alle Geschichten der Woche ein Erinnerungsst ¸ ck dabei haben - also auch dieses Haus. Das geschieht oft auf dem Campingplatz, dass begeisterte Kinder ihre Familie ¸ berzeugen, am n‰ chsten Tag oder im n‰chsten Urlaub wiederzukommen. ‹ber die Kirchliche Arbeit auf dem Campingplatz Wilsumer Berge Unverbindlich den Glauben ausprobieren Kinder mit den Eltern Kontakt bekommen - das hat sich in der Arbeit der mobilen Kirche bew‰hrt.So ist die Betreuung der Kinder ein wichtiges Standbein von Kirche Unterwegs geworden. Die Kinderbibelwoche ist nur ein besonderer Hˆhepunkt.In der Regel stehen Bastelvormittage, Spielenachmittage, Stockbrotbacken am Abend und Nachtwanderungen auf dem Wochenprogramm. Und es ist tats‰chlich so: Wenn in der Woche ein gutes Programm gelaufen ist, dann ist am Sonntag um 10.30 Uhr das Kirchenzelt voller. Mit Gottesdiensten hat die Camping- Kirche vor 25 Jahren auf dem Campingplatz Wilsumer Berge angefangen. Christen aus den umliegenden Kirchengemeinden bemerkten, dass die Camper am Sonntag nicht (mehr) in die ˆrtlichen Kirchen kamen. Sie suchten nach einer Mˆglichkeit, einen Weg zu den Campern zu finden und sorgten f¸r Gottesdienste Gottesdienste Gottesdienste auf dem Platz. Was genau den Reiz dieser ˆkumenischen Zeltgottesdienste Zeltgottesdienste ausmacht, ist schwer zu sagen. Ist es die lockere Atmosph‰ re des offenen Zeltes, in der keiner schief angesehen wird, wenn er sp‰ ter dazukommt? Oder sind es die vielen Menschen, die rund um die Predigt mitmachen - einer mit einem Gebet, der andere mit einem Lied, die dritte mit einer Aktion f¸r die Kinder? Manche haben hinterher gesagt: —Ihr gestaltet hier einen Gottesdienst, den ich in der Kirche vermisse. Jeder von euch bringt sich in die Sache mit ein. Ï Dass man anschlieflend zu Kaffee, kalten Getr‰nken und vielen guten Gespr‰chen zusammenbleibt, mag auflerdem manchen anlocken. In diesen Gespr‰ chen stellt sich oft heraus, dass die Camper zu ihrer Heimatgemeinde kaum Kontakt haben. Im Urlaub dagegen nehmen sie sich die Zeit. Sie sind offen f¸r neue Begegnungen und bereit, sich ins Nachdenken bringen zu lassen. Und vielleicht liegt ja auch ein Vorteil in der Anonymit‰t der fremden Umgebung im Kirchenzelt kann jeder und jede ganz unverbindlich, ohne Gerede der Nachbarn und Bekannten, ausprobieren, ob der christliche Glauben ihn oder sie jetzt wieder anspricht. Es ist eine lohnende Aufgabe, sich hier auf dem Campingplatz zu engagieren. Es ist eine Arbeit, die nur mit ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern denkbar ist. Sie kommen aus dem Nachbar Ort zu bestimmten Terminen auf den Platz oder leben als Teamer f¸r zwei Wochen hier. Sie ermˆglichen das das das vielf‰ltige Angebot. Und sie sind die vertrauensw ¸ rdigen Ansprechpartner, wenn Camper nicht von —BerufschristenÏ (Pastoren), sondern von —NormalenÏ hˆren wollen, wollen, wollen, was christlicher Glaube im Alltag bedeutet. Fast alle Mitarbeiter empfinden solche Gespr‰che als Bereicherung auch f¸r ihren ihren ihren Glauben. Das mag mit ein Grund sein, dass sie sich jedes Jahr zum Einsatz f¸r Kirche Unterwegs einladen lassen. Kinderbetreuung ist ein wichtiges Standbein von Kirche unterwegs. Foto: Christoph Wiarda 8 . . . . . . . . . reformiert 3/2001 Interview . . . . . . Klaus- Peter Weinhold: —Kirche muss die Menschen d Klaus- Peter Weinhold ist Sportpfarrer der Evangelischen Kirche in Deutschland und Gesch‰ ftsf ¸ hrer des Arbeiteskreises Freizeit, Erholung und Tourismus. Foto: EKD Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) engagiert sich seit rund 40 Jahren im Bereich Freizeit, Erholung und Tourismus. Klaus-Peter Weinhold, Sportpfarrer der EKD, ist Gesch‰ftsf¸hrer auch dieses Arbeitskreises. ‹ber Aufgaben, Ziele und Chancen der Seelsorge an Urlaubern sprach Chefredakteurin Frauke Brauns mit dem ehemaligen Volleyball-Nationalspieler. Interview mit Klaus- Peter Weinhold, Pfarrer für Freizeit Erholung und Tourismus der Evangelischen Kirche in Deutschland „Wir begleiten die Suche des Menschen nach Glück“ Seit wann gibt es diesen Aufgabenbereich in der EKD und warum engagiert Kirche sich hier? Der Arbeitskreis wurde 1960 von der Synode der EKD eingesetzt. Er qualifiziert und koordiniert die kirchliche Arbeit auf dem Gebiet von Freizeit und Tourismus. Mit dem Beginn des Wirtschaftswachstums hatten die Menschen mehr Zeit, ¸ber die die Arbeit und das Erwerbsleben einerseits sowie ¸ber eine sinnvolle Freizeitgestaltung andererseits nachzudenken. Grundlage unsere Engagements ist das christliche ganzheitliche Menschenbild. Menschliches Leben wird durch humane Arbeitsbedingungen und sinnvolle Freizeitgestaltung bestimmt. Freizeitverhalten in der modernen Gesellschaft ist ein Gradmesser f¸r die gesellschaftlichen und sozialen Entwicklungen in unserem Land. Der biblische Auftrag unserer Kirche ist, Menschen auf ihren Wegen zu begleiten. Und wenn Menschen durch ein ver‰ndertes Verhalten am Wochenende beim traditionellen Kirchgang oder im Gemeindemilieu nicht mehr zu finden sind, dann m¸ssen und sollen wir Menschen dahin begleiten, wo sie am Wochenende, in ihrer Freizeit oder im Urlaub anzutreffen sind. Es ist das Bild einer einladenden, hingehenden Erlebniskirche, die in ihren Diensten von Verk¸ndigung und Seelsorge mobil ist. Solche Beweglichkeit setzt Sensibilit‰t und und das Verst‰ndnis f¸r moderne Lebensentw ¸rfe voraus. Es ist wichtig f¸r die Begleitung, nicht ¸ber Menschen und Freizeit zu reden, sondern sie verstehen zu lernen. Deshalb m¸ssen wir uns in die Lebenr‰ume Freizeit Freizeit begeben, um Lebensgef¸hle und Stimmungen zu erfahren, die unbewusste Sehnsucht nach Geborgenheit und einem heilen Leben enthalten. Welche Aufgaben geh ˆ ren zu diesem Arbeitbereich? Traditionell sind es f¸nf Bereiche. Da ist —Kirche Unterwegs Ò CampingseelsorgeÏ. Zweitens die Kurseelsorge. Drittens gehˆren dazu dazu dazu Angebote der Familienerholung, also Ferien- und Freizeitangebote f¸r Menschen, die Kinder haben, qualifizierte p‰dagogische Angebote Angebote sch‰tzen und sich teure und kommerzielle Reisen nicht leisten kˆnnen. Ein weiterer Bereich ist die Urlauberseelsorge im In- und Ausland. Beliebt sind Berggottesdienste in Bayern oder Wintergottesdienste in verschneiten Kapellen. Strandgottesdienste an der Nord- und Ostseek ¸ste finden regen Zulauf. Ein attraktives p‰dagogisches Programm l‰sst schlechtes Wetter schnell vergessen. Sehr beliebt sind Kirchenmusikkonzerte. Wenn die —Kirche im Gr¸nenÏ von Himmelfahrt und Pfingsten an mit Posaunen, B‰nken und Kreuz aus den Kirchen ins Freie zieht, dann erlebt die Gemeinde bei Gottesdiensten und Andachten die Wunder der Schˆpfung hautnah. Die Analyse touristischer Ph‰nomene gehˆrt gehˆrt als f¸nftes Aufgabenfeld in unseren Arbeitskreis. Die Fachstelle —Tourism WatchÏ des Evangelischen Entwicklungsdienstes leitet diesen Bereich. Wir besch‰ftigen uns auf dem Gebiet des Ferntourismus besonders mit den Fragen eines nachhaltigen und sozialvertr‰glichen Tourismus. Markant werden diese Probleme im Kampf gegen den sexuellen Missbrauch von Frauen und Kindern. Generell geht es uns um eine intensive Bewusstseinsbildung und - ver‰ nderung beim Reisen. Wir sollten Abschied nehmen von der Vorstellung, in unserer Welt wie in einem Dorf herumspazieren zu kˆnnen, geschwiege denn, auf Kosten anderer zu reisen. Es ist ein Gebot der Fairness, die Situation der Bereisten im Auge zu behalten und Achtung vor den Menschen, ihren Kulturen 9 reformiert 3/2001 . . . . . . . . . . . . . . . Interview dort begleiten, wo sie sind oder hingehen. Ï Foto: Frauke Brauns und Religionen zu zeigen. Mit wem arbeiten sie innerhalb und auflerhalb der Kirche zusammen? Innerhalb der Kirche pflegen wir die ganz wichtige Partnerschaft zu den M‰nnern und Frauen in den ƒmtern f¸r Gemeindedienst oder den ƒmtern f¸r Missionarische Dienste, die f ¸ r die Arbeitsbereiche —Kirche UnterwegsÏ, —Kirche im Gr ¸ nenÏ und die —Kur- und UrlauberseelsorgeÏ zust‰ ndig sind. Der Arbeitskreis moderiert Fortbildungen, gibt Raum f¸r Erfahrungsaustausch und l‰dt ein, die regionalen Erfahrungen und Tipps f¸r die EKD-Landschaft fruchtbar zu machen. In der Kurseelsorge und beim Kirchenforum auf der Internationalen Tourismusbˆrse in in in Berlin (ITB) gibt es intensive ˆkumenische Kontakte. Kontakte. Zusammen mit der katholischen Arbeitsgemeinschaft reflektieren wir zum Beispiel die inhaltlichen Konsequenzen f ¸ r die Seelsorge bei der Verk ¸ rzung der Kuren auf drei Wochen. Die fruchtbaren Kontakte zur Familienerholung des Diakonischen Werkes der EKD bestehen seit vielen Jahren. Im Bereich alternativer Angebote f¸r Kinder und Jugendliche arbeiten wir eng mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelischer Jugendferiendienst zusammen. Auflerkirchlich sind die regionalen Fremdenverkehrsvereine und -verb‰nde, die wissenschaftlichen Einrichtungen und Ausbildungsst‰ tten im Tourismus kompetente Gespr‰chspartner.Das Interesse der Tourismusanbieter an einer Zusammenarbeit mit den Kirchen ist grofl. Wie unterscheiden sich die drei Bereiche Freizeit, Erholung, Tourismus? Im Grunde ist das ein grofles, zusammenh‰ ngendes Thema. Alle drei Bereiche besch‰ ftigen sich mit der Suche des Menschen nach Gl¸ck.In ihnen bildet sich das Muster von Aufbruch, Verwandlung und gegl¸ckter Heimkehr Heimkehr Heimkehr ab. Solche Suche nach den unentdeckten und ungeahnten M ˆ glichkeiten l‰sst sich durchaus religiˆs deuten. Sie haben von einer Kirche, die zu den Menschen geht, gesprochen. Das heiflt, Urlauberseelsorge hat auch das Ziel, Menschen zu werben f ¸ r die Kirche und Mission zu betreiben. Wie gestaltet sich das in der Praxis? Mit unserem Dienst bei Freizeit, Erholung und Tourismus dokumentieren wir den missionarischen Auftrag der Kirche in der Welt. Aktuelle Zahlen zeigen, dass Gottesdienste in den Urlaubsorten hohen Zuspruch und grofle Akzeptanz erfahren. Die Zahlen liegen nahe an den Besucherzahlen der Weihnachtsgottesdienste. Das heiflt also, dass diese besonderen Zeiten des Lebens eine Riesenchance f¸r die Kirche sind, Menschen zu begleiten auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens, nach Heil und Geborgenheit. In der Dynamik von Reisen und Tourismus lassen sich drei Stationen und Motivationen unterscheiden. Da ist erstens der Aufbruch. Kritiker des Tourismus sprechen hier von der —Flucht aus den Betonw¸stenÏ und einer —eigentlichen Menschwerdung am StrandÏ. Doch es gibt eine eigene Qualit‰t des des Reisens. Das Weggehen, der Aufbruch Ò —Geh aus deinem VaterhausÏ Ò erinnert an die Abrahams-Geschichte.Ich meine, es ist eine Ur-Erfahrung des Menschen, wie sie die M¸tter und V‰ter mit dem Begriff —Leben als WanderschaftÏ beschrieben haben. Die zweite Station w‰ re der Wunsch nach Verwandlung, nach Erneuerung. Ein ‰uflerer Ortswechsel bietet die Mˆglichkeit an, an, an, auch innerlich anders zu werden, sich selbst neu zu entdecken und wieder n‰her zu zu sich selbst zu kommen. Solch grˆflere ‹bereinstimmung ‹bereinstimmung ‹bereinstimmung und Identit‰t mit den eigenen Wurzeln erˆffnet die Mˆglichkeit, den eigenen Alltag zu reformieren. Schliefllich bietet Reisen als dritten Schritt die Chance, erneuert und verwandelt heimzukehren. Viele Menschen kommen mit dem Wunsch nach Hause, das Leben neu zu gestalten. Reisen ver‰ndert, wenn wir es mit offenen Augen und Herzen angehen. Wir kˆnnen dazu lernen und eine Menge ¸ber uns uns selbst erfahren. Diese Erneuerung, die man durch das Reisen erlebt, kann unser Leben bereichern und gl¸cklich machen. Wir werden aufgeschlossen und sensibler f ¸ r vieles, was uns begegnet. Sind Reisende aufgeschlossener f ¸ r christliche Inhalte? Immer mehr Menschen sind im Urlaub und auf Reisen ansprechbar f¸r Themen der Religion und des christlichen Glaubens. Sie kˆnnen aus ihrem Urlaub zur¸ckkehren mit guten Erfahrungen in der Urlauberseelsorge, mit lebendigen Gottesdiensten oder mit einer nachwirkenden Andacht. Manchmal denken sie: Vielleicht ist die Sache mit Gott auch zu Hause so lohnend, dass sich ein neuer Zugang oder Kontakt zu ihrer Gemeinde lohnen w¸rde. Unsere St‰rke liegt in den Nischen von familienorientierter und sanfter Formen des —UrlaubmachensÏ. Gerade die Wahlmˆglichkeit und und und die Freiheit, die die Urlaubssituation kennzeichnen, haben auch f¸r den Zugang zur Kirche eine positive Signalwirkung. Dicht gef¸llte Kirchen an den Urlaubsorten zeigen das Interesse an offenen Zug‰ngen zum zum kichlichen Angebot. Es lohnt sich durchaus, die eigene Gemeindearbeit im Alltag dahingehend zu ¸berpr¸fen, welche Angebote des Schnupperns oder der Einladung an Distanzierte vorhanden sind. Gute Erfahrungen und vorhandene Mˆglichkeiten sollten sollten sollten ausgebaut werden. Jede Gemeinde ist Gastgeberin. Besonders in den Ferien und in der Sommerzeit lassen sich Gottesdienste planen mit dem Thema Gastfreundschaft. Gastgebende Gemeinde das kann bedeuten: —Wir begr ¸flen unsere G‰ste besondersÏ oder —Wir erz‰hlen uns von Reisepl‰nen und UrlaubserlebnissenÏ. Die irischen Reisesegen erfreuen sich grofler Beliebtheit - das sind nur einige Ansatzpunkte, an denen das Thema Reise und Urlaub in den Gemeindealltag hineinreichen kann. Das heiflt aber, dass Seelsorge im Bereich Freizeit, Erholung und Tourismus nur funktioniert, wenn die Gemeinden zu Hause auch funktionieren und an sich arbeiten? Ich w¸rde mir w¸nschen, dass es ein noch engeres Miteinander gibt. In der Urlauberseelsorge engagieren sich Gemeindepfarrerinnen und -pfarrer sowie Ruhest‰ndler, die eine Verschr‰ nkung von Gemeindealltag und Urlaubssituation aus eigenem Erleben herstellen kˆnnen.Eine breite Palette von Gemeindeerfahrungen ermˆglicht auch eine breite Palette von Angeboten der Urlauberseelsorge - eine wechselseitige Befruchtung ist w¸nschenswert. Zudem w‰chst die Sensibilit‰t in unseren Gemeinden f¸r das Thema Reisen und Mobilit‰t mit allen positiven Mˆglichkeiten und und und den Schattenseiten. Die Zahlen sprechen f¸r sich: Mehr als Zwei-Drittel unserer 10 . . . . . . . . . reformiert 3/2001 Interview . . . . . . Bevˆlkerung verreisen regelm‰flig.2,8 Millionen Menschen arbeiten im touristischen Bereich und erwirtschaften rund 272 Milliarden Mark im Jahr. Wir sollten Abschied nehmen vom naiven, verf ¸ hrten Massentourismus. Die meisten Menschen wissen sehr wohl, was sie wollen - auch beim Kauf einer Pauschalreise. Sie haben ihre Vorstellungen und W¸nsche und sie suchen durchaus selbstbewusst nach dem g¸nstigen Angebot und ihrer Nische. Die Wahlm ˆ glichkeiten unserer Lebensf ¸hrung Ò Soziologen sprechen von der modernen Optionsgesellschaft Ò sind auf dem Reisemarkt deutlich zu sehen. Er zeigt allerdings auch die sozialen und finanziellen Grenzen innerhalb unserer Gesellschaft. Wahlmˆglichkeiten transportieren ein Element der Selbstverwirklichung: Ich kann entscheiden. F¸r die Einstellung zur Kirche bedeutet dies: Menschen entscheiden sich auch bei unseren kirchlichen Angeboten. Sie entscheiden sich freier und selbstst‰ndiger bei bei ihrer Wahl bis hin zur Zugehˆrigkeit zu zu zu einer Gemeinde. Das ist ein St¸ck Freiheit, Freiheit, Freiheit, die man akzeptieren muss und die man positiv werbend einsetzen kann. Dann wird dieser Bereich mehr und mehr Bedeutung in der Zukunft erhalten? Die Zeit arbeitet f¸r uns. Gerade die Angebote f¸r Familien, bei Kirche Unterwegs und in der Kur- und Urlauberseelsorge mit einem p‰dagogisch verantwortetem Kinderprogramm, mit Gute- Nacht- Geschichten, Nachtwanderungen, Stockbrotbacken, Malen, Schminken angeleitet von einem Team ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind attraktiv und werden gut angenommen. Es ist allerdings schwieriger geworden, die Teams f¸r die Eins‰tze zusammen zu stellen. Gerade junge Menschen legen sich heute kurzfristig fest. Eigene Interessen und Engagement f¸r die Kirche m¸ssen in Einklang gebracht werden. Der Arbeitskreis k‰mpft f¸r eine qualifizierte Behandlung des Themas Reisen und Tourismus in der Aus- und Fortbildung. Dar¸ber hinaus ist es wichtig, Reisen mit Gruppen aus der Gemeinde als Mˆglichkeit des des des Gemeindeaufbaus zu gestalten. Zahlreiche Gruppen besuchen die historischen St‰tten unseres Glaubens (Israel, Pal‰stina, Rom) Rom) und unserer Geschichte. Allein der Besuch der Wirkungsst‰tten Luthers verdient gesteigerte Aufmerksamkeit. Der doppelte Charakter solcher Gemeindereisen zwischen inhaltlichem Programm und kulturhistorisch- architektonischer Bildung wird deutlich. Wir kˆnnen in unseren Kirchen ganz selbstbewusst sagen, dass wir sowohl inhaltlich als auch von den Geb‰uden her R‰ume anzubieten anzubieten haben, die uns niemand nehmen kann. Sie sprechen f¸r sich. Kirchenf¸hrungen erfahren erfahren erfahren derzeit groflen Zuspruch. Sie erz‰hlen von lebendigen Steinen, die einen geistlichen Reichtum in sich bergen, den wir f¸r Menschen neu erschlieflen kˆnnen.Diese Spiritualit‰t gilt es zu entdecken. Tut Kirche also gut dran, nah am Tourismus zu bleiben? Es steht uns immer gut an, auf Ballhˆhe zu sein. Die R‰ ume und Zeiten, die wir Menschen anbieten k ˆ nnen, erfordern keine spektakul‰ren Aktionen. Sie erfordern vielmehr Zutrauen in die besondere Ausstrahlung eines Ortes und die Wahrnehmungsf‰- higkeit ihrer Besucher. Wir m¸ssen nicht alles erkl‰ren.Es gibt auch ein Erleben sakraler R‰ume, das Raum bietet f¸r die Erfahrung des Heiligen. Unseren Kirche ist abzusp¸ren, wie wie wie Menschen mit Zeit und Ewigkeit leben. Ich glaube, dass es unsere Chance ist, ein beseeltes Reisen zu favorisieren. Menschen Raum geben zum Ausruhen, zum Innehalten, auch wenn dabei ein oder zwei Attraktionen aus dem Reiseprogramm gestrichen werden m¸ssen.Weniger vordergr¸ndige Aktivit‰t, Aktivit‰t, Aktivit‰t, daf¸r mehr Zeit zum Nachdenken und Zeit zum gemeinsamen Reflektieren. Das w‰re auch eine Alternative zu einem schnelllebigen Event-Tourismus bei St‰dteund Kulturreisen, Kulturreisen, bei denen man nicht einmal zum Verschnaufen kommt. Die Seele baumeln zu lassen, braucht aber Zeit und Raum. Beides ist uns geschenkt. So schlieflt sich der Kreis zu den Wurzeln der Freizeit, zu den Erfahrungen der Sabbat- und Sonntagsheiligung. Wir bleiben bei der alten Frage h‰ngen, was was unser Leben in Arbeit und Freizeit menschlich sein l‰sst.Eine erf¸llte Freizeit, ein vertieftes Reisen und ein sanfter Tourismus bei der Beantwortung dieser Frage helfen. Unser Leben ist ¸berall neu zu entdecken, ist auf grofle Reisen nicht festgelegt: Egal, wo ich bin, den Reichtum meiner Seele, meines Lebens und meiner Geschˆpflichkeit nehme nehme nehme ich immer mit. Da haben ein Baum, eine Blume, ein vertrauter Ort im Nahbereich genau so viel Qualit‰t wie eine Fernreise nach Bali - zudem ist das viel billiger und ˆkologisch vertretbarer. Es ist vor allem eine Frage der Sensibilit‰t und der Wahrnehmung. Dieses Pl‰doyer f¸r die N‰he soll jedoch das Abenteuer, andere Kulturen und Religionen in fernen L‰ ndern zu entdecken, ¸berhaupt nicht schm‰lern.Nur sollten wir nicht meinen, dass Budget entscheide ¸ber den den Urlaubsgenuss: Leben ist nicht k‰uflich. In den vergangenen Jahren ist das Interesse an der Geschichte der Hugenotten gewachsen. In zahlreichen Orten im In- und Ausland, in denen Hugenotten leben oder lebten, sind deshalb viele Sammlungen und Museen entstanden. Sie zeigen mit unterschiedlichen Schwerpunkten Gegenst‰ nde, Bilder, B ¸ cher und Akten zur Geschichte der Hugenotten. In Deutschland sind besonders das Deutsche Hugenotten- Museum in Bad Karlshafen und das Hugenottenmuseum in Berlin zu nennen. Auch in Frankreich, dem Ursprungsland der Hugenotten, gibt es zahlreiche lohnende Ausstellungen. Eine umfangreiche Liste und Beschreibungen von Hugenotten-Museen in Europa verˆffentlichte die Deutsche Hugenotten- Gesellschaft in ihrer Zeitschrift —HugenottenÏ, Ausgabe 3/2000. Wer in seinem Urlaub ein Hugenottenmuseum besuchten mˆchte, kann sich an die Deutsche Hugenotten-Gesellschaft, Hafenplatz 9a, 34385 Bad Karlshafen, Telefon: (0 56 72) 14 33, Fax: 92 50 72 wenden. fra Ausflugsziele Hugenotten- Museen in Europa 11 reformiert 3/2001 . . . . . . . . . Die Evangelische Kirche in Deutschland entsendet auch Seelsorger an Bord von Kreuzfahrtschiffen. Jan Holthuis reiste auf der MS Europa drei Wochen durch die ƒg‰is und berichtet ¸ber diesen Dienst. Vermittelt von der Evangelischen Auslandsberatung Hamburg fuhr ich Ende September 2000 als evangelischer . . . . . . Schiffsseelsorge MS Europa: Jan Holthuis reiste als Seelsorger auf einem Kreuzfahrtschiff Zwanglose Begegnung mit einem Pfarrer Die MS Europa beherrbergte f ¸ r drei Wochen die Gemeinde von Jan Holthuis. Foto: Jan Holthuis Bordgeistlicher auf der —MS EuropaÏ, einem Luxuskreuzer der Hamburger Reederei Hapag Lloyd, einem —5 Sterne HotelÏ auf See. Die Zeit an Bord ist f¸r die Schiffsseelsorger kein Urlaub, sondern Arbeit. Bordgeistliche gehˆren zur Besatzung der Schiffe und verrichten ihren Dienst gemeinsam mit Varieteek¸nstlern, Musikern, T‰ nzern, Animateuren und Lektoren, die Vortr‰ge ¸ber Land und Leute der besuchten L‰nder halten, unter der Rubrik —EntertainmentÏ. Ihre Arbeit teilt der —Cruise DirectorÏ ein, der f¸r die Programmgestaltung an Bord und den Einsatz der K¸nstler zust‰ndig ist. ist. Das hat den Vorteil, dass ich die —KollegenÏ schon mal zur Mitgestaltung eines Gottesdienstes gewinnen konnte. Die Bordpfarrer m ¸ ssen dauernd erreichbar und ansprechbar sein f¸r die G‰ste, die die Schiffsbesatzung und die Unterhaltungsk ¸nstler.Auflerdem gestalten sie an den Seetagen Morgenandachten, sprechen ¸ber Bordfernsehen das —Wort zum SonntagÏ und bieten Gottesdienste, Vortr‰ge und Gespr‰ chskreise an. Sie stehen auch f ¸ r Amtshandlungen zur Verf¸gung.So gab es gleich am dritten Tag meiner Reise einen Trauerfall an Bord. Da die G‰ste verschiedenen Konfessionen angehˆren, gestalten die Pastoren die Andachten und Gottesdienste ˆkumenisch, indem indem sie Lieder, Gebete und liturgische Elemente aus der evangelischen und aus der katholischen Tradition einsetzen. Die Zusammensetzung der Reisenden ist hˆchst unterschiedlich (je nach Schiffsund Luxusklasse): von —EventÏ suchenden j¸ngeren Erwachsenen ¸ber Kaufleute, leitende Angestellte, Akademiker, reiselustige Senioren bis hin zu Alleinstehenden, die sich —noch einmalÏ die Welt ansehen wollen. Die Gespr‰che sind dann auch so unterschiedlich wie die Menschen an Bord. Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass viele bei der zwanglosen Begegnung mit einem Pfarrer auflerhalb seines ¸blichen Arbeitsfeldes ein ausgesprochenes Bed¸rfnis haben, sich kritisch mit der Institution Kirche (sowohl evangelischer als katholischer) auseinanderzusetzen und grofles Interesse an Glaubensfragen und an der Deutung f¸r sie vielfach unverst‰ndlicher kirchlicher Amtshandlungen zeigen. Viele G‰ste stehen in —kritischer HalbdistanzÏ zur Kirche oder haben sich schon l‰ngst innerlich oder/und ‰uflerlich abgewandt: Auf dem Schiff entdecken sie plˆtzlich, dass dass dass sie ihre Kritik, Fragen und Probleme ansprechen kˆnnen, ohne Gefahr zu laufen —vereinnahmtÏ zu werden. Solche Gespr‰ che sind manchmal eine Gratwanderung. Denn immer wieder kommen evangelische Pastoren beispielsweise in die Situation, bei katholischen Christen vorsichtiges Verst‰ndnis f¸r die vielfach von ihnen empfundene und beklagte dogmatische Enge und Weltfremdheit der rˆmischen Kirchenhierarchie zu erwecken. In Einzelgespr‰chen im Anschluss an Gottesdienste oder auf Landausfl¸gen beklagen sich ‰ltere Menschen schon einmal dar¸ber, dass ihre Kinder sie zu dieser Reise ¸berredet h‰tten.Und nun sei die Einsamkeit und das Heimweh nach den Enkelkindern zu Hause kaum noch zu ertragen. Oder Besatzungsmitglieder mˆchten ihren ƒrger ¸ber schwierige Arbeitsbedingungen loswerden. Von Gesine von Kloeden Mehr als 100 Interessierte waren im M‰rz zur dritten Emder Tagung zur Geschichte des reformierten Protestantismus in die Johannes a Lasco Bibliothek nach Emden gekommen und befassten sich drei Tage lang mit reformierter Kirchenund Theologiegeschichte in f¸nf Jahrhunderten. Jahrhunderten. Jahrhunderten. Mehr als 100 Interessierte bei 3. Emder Tagung Reformiert in Geschichte und Gegenwart 12 . . . . . . . . . reformiert 3/2001 Nachrichten . . . . . . Wir informieren Sie ¸ber die Programmangebote reformierter Institutionen auf dem Kirchentag, der vom 13. bis 17. Juni in der Mainmetropole stattfindet. In der Westkirche, Freiherr vom Steinstrafle 12, U-Bahn-Station —WestendÏ (zu erreichen mit U6/U7) Erˆffnungsgottesdienst: Erˆffnungsgottesdienst: Mittwoch, 13. Juni, um 18 Uhr mit dem Bl‰serchor der Altreformierten Gemeinde Bad Bentheim Offenes Singen: Meditatives Psalmsingen mit Dr. Alfred Rauhaus Do/Fr/Sa jeweils 13.30 bis 1 4.30 Uhr In der S ¸ dkirche, Metzlerstrasse 19, Sachsenhausen ( zu erreichen mit U1/ U2/ U3 bis zur Station Schweizer/ Gartenstrafle, Ausgang Gartenstrasse oder von der Messe mit der Straflenbahn Linie 16, gleiche Haltestelle, zu Fufl von der Stadtmitte/Hauptwache ca. 15 Minuten) Feierabendmahl: Freitag, 15. Juni, um 19.30 Uhr, davor und danach ist Zeit, ins Gespr‰ ch kommen und sich dabei st‰rken. In der Franz ˆ sisch- reformierten Gemeinde Offenbach am Main, die Kirche ist in der Herrenstrafle 43/Ecke Berlinerstrafle; das Gemeindehaus in der Herrenstrafle 66. Beide Geb‰ude sind in unmittelbarer N‰he der S-Bahn-Station —Offenbach-MarktplatzÏ (S1/S8/ S9) S9) S9) - 12 Minuten Fahrtzeit vom Hauptbahnhof Frankfurt —WaldenserzentrumÏ: Zentrum der Protestanten Italiens Erˆffnungsgottesdienst: Mittwoch, 11. Juni, 18 Uhr in der Kirche, zweisprachig (italienisch- deutsch) deutsch) unter Beteiligung der Missione Cattolica Italiana Offenbach, Predigt: Pfarrer Guiseppe Platone (Turin) Podiumsdiskussion: Podiumsdiskussion: Donnerstag, 14. Juni, 20 Uhr - im Gemeindehaus mit waldensischen Theologen ¸ber die derzeitige Lebenswirklichkeit und die Perspektiven des Protestantismus in Italien, Musikalische Ausgestaltung durch —Le petit choeurÏ, Leitung Olaf Joksch Bibel und Pasta: Donnerstag, 14. Juni, 18 Uhr im Gemeindehaus und Ògarten bei einem Teller Nudeln, Wein und typisch italienischen Produkten besteht die Mˆglichkeit, sich zu unterhalten, etwas ¸ber gemeindliches Leben in Italien zu erfahren, italienische, deutsche und franzˆsische Lieder zu singen, Ausstellung in der evangelischen Stadtkirche, Herrenstrafle 44 Vom 13. bis 17. Juni zeigt der Fotograf Andrea Sabbadini Bilder der Waldenserkirche in Italien. Ein Video informiert ¸ber waldensische Einrichtungen und Aktivit‰ten. Messegel‰nde Halle 6,1 Internet-Caf»: Vom 14. bis 16. Juni pr‰sentiert die Johannes a Lasco Bibliothek ihr Projekt reformiert online im Internet-Caf», das an diesem Tagen auf dem Frankfurter Messegel‰ nde in Halle 6.1 von 10 bis 18 Uhr geˆffnet ist. Aktivitäten der Deutschen evangelisch- reformierten Gemeinde Frankfurt/ Main und anderer Reformierter während des Deutschen Evangelischen Kirchentages Von Reformierten für Reformierte Die Tagung begann mit der Moderne: —Reformierte Theologie und Kirche an der Schwelle zum neuen MillenniumÏ stellte Professor Dr. Jˆrg Haustein (Bonn) dar. Die Teilnehmenden richteten dann w‰hrend 20 Kurzreferate den Blick zur¸ck auf das reiche Erbe des reformierten Protestantismus von Zwingli bis Barth. Der Streifzug durch die Jahrhunderte verwies die Zuhˆrenden immer wieder auf die europ‰ische Dimension des reformierten Protestantismus. So auch in einem weiteren Hauptvortrag von Professor Dr. Emilio Campi (Z¸rich), der der der der die bisher unbekannte Korrespondenz zwischen Pietro Paolo Vergerio und Heinrich Bullinger vorstellte. Der Vortrag von Professorin Dr. Gerlinde Strohmaier-Wiederanders (Berlin) (Berlin) ¸ber —Reformierte Kirchenbaukonzepte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert in DeutschlandÏ wurde erg‰nzt durch den Ausflug zur reformierten Kirche in Eilsum und zu zwei Kirchen in Norden, darunter die Ludgeri- Kirche. Dort hˆrten die Teilnehmenden die ber¸hmte Arp Schnitger Orgel. Begriff des Bundes Professor Dr. Alasdair Heron (Erlangen) b b ¸ ndelte in seinem Schlussvortrag reformierte Theologie anhand eines zentralen Themas und sprach —Zum Begriff des Bundes im reformierten ProtestantismusÏ. In der Diskussion zeigte sich noch einmal deutlich das Interesse der Zuhˆrenden, die historischen Positionen f ¸ r ihre reformierte Identit‰ t heute fruchtbar zu machen. Sie fragten —Wie lesen wir heute den Bundesschluss in 1. Mose 9 vor dem Hintergrund der bedrohten Erde?Ïund —Wie interpretieren wir den Bundesbegriff im Hinblick auf das Gespr‰ ch mit unseren j ¸ dischen Geschwistern und innerhalb der eigenen Gemeinde? Ï Die Gesellschaft f¸r die Geschichte des reformierten Protestantismus ( www. refkirchengeschichte. de) mit ihrem neuen Vorsitzenden, dem Gemeindepfarrer Dr. Jan Marius Lange van Ravenswaay (Neermoorpolder), wird wird auch in Zukunft mit der Auswahl der Referenten und Themen Sorge daf¸r tragen, dass die Geschichte auf ihre aktuelle Bedeutung hin befragt werden kann. Ihre Namens‰nderung macht deutlich, dass reformierter Protestantismus in die ˜ffentlichkeit, zuerst in die Gemeinden, wirken will. Die Vortr‰ge und die Diskussionen, der Ausflug und der Empfang durch die Evangelische Kirche im Rheinland, vertreten durch ihren Pr‰ses Manfred Kock, machten die 3. Emder Tagung zu einem Begegnungszentrum f¸r alle, deren Interesse am reformierten Protestantismus geweckt ist. 13 reformiert 3/2001 . . . . . . . . . Axel Bargheer, Pastor der evangelischreformierten Gemeinde Melle, ist vom Moderamen der Gesamtsynode mit der Vertretung der Pfarrstelle f ¸ r —Verstreute ReformierteÏ beauftragt worden. Die Beauftragung gilt f ¸ r die Zeit des Erziehungsurlaubes von Frauke Kabuth, der Pastorin f ¸ r —Verstreute ReformierteÏ bis 2002. Axel Bargheer ist unter folgender Anschrift zu erreichen: Bleichweg 7, 49324 Melle, Telefon: (0 54 22) 22 25. Verstreute Reformierte Vertretung . . . . . . Nachrichten Impressum . . . . . reformiert ist die Mitgliedszeitung der Evangelisch- reformierten Kirche (Synode ev.-ref.Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland) f¸r alle alle alle verstreuten Reformierten und wird an diese kostenlos verteilt. reformiert kann aber von allen interessierten Leserinnen und Lesern bezogen werden. Wenden Sie sich an: Herausgeberin: Evangelisch-reformierte Kirche (Synode ev.-ref.Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland), Saarstrafle 6, 26789 Leer, Tel. 0491 / 9198-0, Fax 0491 / 9198-240 Email: Email: pschmidt@reformiert.de Verantwortlich f ¸ r den Inhalt: Jann Schmidt (js) Redaktionsbeirat: Axel Bargheer, Klaus Brˆhenhorst, Susanne Susanne Susanne Eggert, Andreas Flick, Walter Herrenbr¸ck, Jann Schmidt, Burkhart Vietzke Redaktion und Layout: Frauke Brauns (fra) Postfach Postfach 10 07 42, 33507 Bielefeld Telefon: (05 21) 2 70 39 30, Fax: 2 70 39 33, Email: redaktion@frauke-brauns.de Internet: frauke-brauns.de Druck und Vertrieb: Druckerei A. Bretzler, Boltentorstrafle 36, 26721 Emden Auflage: 43.500 Exemplare Kontonummer f ¸ r Spenden: Evangelisch-reformierte Kirche, Konto-Nr.90 60 08 bei der Sparkasse Leer-Weener (BLZ 285 500 00). F¸r Ihre Spende erhalten Sie eine Spendenquittung. Redaktionsschluss f ¸ r reformiert 4/ 2001: 1. Juni 2001 Erscheinungstermin der n‰ chsten Ausgabe: 24. Juni 2001 mit der Zeitschrift —reformiertÏ will die Evangelisch-reformierte Kirche die Verbindung zu ihren verstreut lebenden Gemeindegliedern pflegen und erhalten. Alle zwei Monate erscheinen die —Bilder und Berichte aus der Evangelischreformierten KircheÏ und werden in fast 44.000 Haushalten zwischen L ¸ beck und N ¸ rnberg, Leipzig und Stuttgart oder Bremerhaven und Osnabr¸ck gelesen. Die Reaktionen der Leserinnen und Leser - also Ihre Briefe und Anrufe - zeigen uns, dass Sie die Zeitschrift gern lesen. F¸r viele von Ihnen ist —reformiertÏ ein willkommener Grufl, insbesondere dann, wenn der reformierte Kirchturm nicht gleich an der n‰chsten Straflenecke steht und der Weg zu einem reformierten Gottesdienst etwas l‰nger ist. Druck und Vertrieb der Zeitschrift —reformiertÏ haben im vergangenen Jahr etwa 250.000 Mark gekostet. Das ist etwa ein Viertel aller f¸r die ˜ffentlichkeitsarbeit und Publizistik der Evangelisch-reformierten Kirche zur Verf¸gung stehenden Mittel. Angesichts sinkender Kirchensteuereinnahmen wird es immer schwieriger auch andere Projekte zu fˆrdern oder anzustoflen, weil ein grofler Teil der Mittel f¸r —reformiertÏ verplant werden muss. Sie - die Leserinnen und Leser - haben in der Vergangenheit durch Ihre grofle Spendenbereitschaft die Arbeit der Redaktion sehr erleichtert. Mehr als 61.000 Mark haben Sie in den vergangenen zwei Jahren f¸r —reformiertÏ ¸berwiesen.Dieses Ergebnis macht mir Mut, Sie auch in diesem Jahgr um Ihren Beitrag zu bitten. Um Ihnen die ‹berweisung zu erleichtern - und nat¸rlich aus als Wink mit dem Zaunpfahl - ist dieser Ausgabe ein vorgedruckter ‹berweisungstr‰ger beigelegt. F¸r Ihre Verbundenheit mit der Zeitschrift —reformiertÏ danke ich Ihnen herzlich. Ihr Jann Schmidt Pastor f¸r ˜ffentlichkeitsarbeit Sehr geehrte Leserinnen und Leser, ˜kumene in der Krise Ich glaube, wir sollten uns nicht entmutigen lassen im Willen, alle Christen wieder unter einen Hut zu bringen, oder uns wenigstens zu bem¸hen, die anderen Christen zu ehren und zu achten. Was so lange auseinander gelaufen ist braucht sicher auch die gleiche Zeit um zusammenzufinden. Wenn schon zwischen den —SektierernÏ, den Lutheranern, den Reformierten und Altreformierten, oft keine gemeinsame Glaubensbasis zu finden ist, wie soll sie dann mit der Rˆmischen Kurie so schnell entstehen? Helmut Reinhardt, Neuenhaus Leserbrief Gemeindetreffen Zum Gemeindetreffen des Synodalverbandes VIII erwartet die Kirchengemeinde L ¸ neburg- Uelzen am 27. Mai G‰ste aus Bremerhaven, Bremen, Hamburg, L ¸ beck, Neuenkirchen, Rekum, B ¸ tzow, Ringstedt und Holflel. Das Treffen beginnt offiziell um 9.30 mit einem Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen Pauluskirche, Pauluskirche, bei dem Landessuperintendent Walter Herrenbr¸ck predigt. Nach dem Mittagessen gibt es unter anderem eine Stadtf¸hrung.Gleichzeitig findet ein Kinder- und Jugendprogramm statt. Termin 14 . . . . . . . . . reformiert 3/2001 Büchertipps . . . . . . Die Theologische Fakultät Erlangen stellte die Geschichte des Lehrstuhls für Reformierte Theologie als Buch vor: Unter dem Titel „Reformierte Theologie in Erlangen“ orientiert das 150 Seiten umfassende und mit Bilderporträts versehene Buch über die vielgestaltige Geschichte eines Lehrstuhls, der seit 153 Jahren existiert. Auf Grundlage des inzwischen vergriffenen Privatdrucks des verstorbenen Erlanger Pfarrers der Evangelisch-reformierten Kirche Karl Eduard Haas ( 1913- 1991) f ¸ hrt Dr. Matthias Freudenberg in die Geschichte und Gegenwart des Lehrstuhls ein. Zugleich beschreibt das Buch die Charaktere der Lehrstuhlinhaber in ihren gelegentlich ¸berraschenden Facetten. Die Bandbreite der Pers ˆ nlichkeiten, die in diesem Buch lebendig werden, umfasst unter anderem den Begr¸nder der —Real-Encyklop‰die f¸r protestantische protestantische protestantische Theologie und KircheÏ J.- Jakob Herzog, den Verfasser von Romanen und Reisef¸hrern J.H.August Ebrard, den Theologische Fakultät Erlangen legte ein vergessenes Buch neu auf Geschichte des Erlanger Lehrstuhls ‹ bersetzer zahlreicher Schriften Calvins E.F.Karl M ¸ ller und den Mitverfasser der Leuenberger Konkordie Joachim Staedtke. Die unterschiedlichen Inhaber pr‰ gten den Lehrstuhl mit ihren Forschungsschwerpunkten in vielfacher Weise. Ihr Augenmerk galt den Traditionen der r e f o r - mierten Kirchen u n d d e n a k t u e l l e n Herausforderungen f¸r die die die reformierte Theologie. Zwei abschlieflende Kapitel beleuchten den Lehrstuhl im Kontext der Evangelisch- reformierten Kirche in Bayern und die gegenw‰rtig an ihm durchgef¸hrten Forschungsprojekte. Ein Anhang, in dem unter anderem die Gr¸ndungsurkunde des Lehrstuhls und eine umfangreiche Bibliographie abgedruckt sind, ist dem im N¸rnberger Verlag Verlag Verlag Peter Athmann erschienenen Buch beigegeben. Die Herausgabe, ‹ berarbeitung und Erg‰nzung des des Textes von Haas geschieht in einer Zeit, in der die Zukunft des Lehrstuhl aufgrund von inneruniversit‰ ren Umstrukturierungen nicht mehr gesichert ist. Gerade deshalb scheint es geboten, mit dieser Studie auf die Bedeutung dieses in der deutschen Universit‰ tslandschaft nahezu einzigartigen Lehrstuhls hinzuweisen. M.F. Haas, Karl Eduard: Reformierte Theologie in Erlangen, neu herausgegeben, bearbeitet und erg‰ nzt von Matthias Freudenberg, Verlag Peter Athmann, N ¸ rnberg 2000, 14,80 Mark, ISBN 3- 9807288- 1- 1 W‰ hrend der Dekade zur ‹ berwindung von Gewalt werden Christinnen und Christen in aller Welt in den kommenden zehn Jahren an dem Beitrag arbeiten, den sie leisten kˆnnen bei der Schaffung einer friedlicheren Welt. Das Buch —Tr‰ume einer gewaltfreien WeltÏ, das jetzt der Erev- Rav, Verein f¸r biblische und politische Bildung, herausgegeben hat, l‰dt dazu ein, das Tr‰umen von einer gewaltfreien Welt nicht l‰ nger kleinen engagierten Minderheiten zu ¸berlassen.Wenn viele gemeinsam tr‰umen, kann etwas Neues entstehen Ò das ist die Botschaft des Buches mit Beitr‰ gen unter anderen von Margot K‰smann, Dorothee Sˆlle und und und Magdalene L. Frettlˆh.fra Tr‰ ume einer gewaltfreien Welt, hrsg. von Klara Butting u. a., Erev- Rav, Wittingen 2001, 270 Seiten, 19,80 Mark, ISBN 3-932810-14-7 Träume einer gewaltfreien Welt Miteinander leben Aus einer Selbsthilfegruppe von Eltern, die vor 30 Jahren f¸r ihre Kinder Begleitung und F ˆ rderung suchten, entstand in der evangelisch- reformierten Kirchengemeinde Bayreuth ein Kindergarten, der inzwischen ein anerkannter Regelkindergarten ist. Nach der Gr¸ndungsphase kamen neue Herausforderungen, zum Beispiel durch die Aufnahme eines Kindes mit Behinderungen. Die Initiative entwickelte ein Konzept f¸r integrative Erziehung und inzwischen ist aus dem Kindergarten eine Einrichtung f ¸ r behinderte und nichtbehinderte Kinder geworden. Zum 30-j‰hrigen Bestehen stellte die Initiative eine Festschrift zusammen, die auf erfolgreiche Jahre zur¸ckblickt und die Hˆhen und und und tiefen der Entwicklung beleuchtet. fra Miteinander leben, Festschrift zum 30- j‰ hrigen Bestehen des Integrativen Kindergartens der evangelisch- reformierten Kirchengemeinde Bayreuth, hrsg. Holger Balder u.a.,Verlag P.C.O. Bayreuth 2000, ISBN 3-931319- 81-4 81-4 15 reformiert 3/2001 . . . . . . . . . . . . . . . Vermischtes Vorschau Die n‰ chste Ausgabe von reformiert erscheint am 24, Juni 2001. Sie hat das Schwerpunktthema —Kirche und SchuleÏ. Einsendeschluss f¸r Manuskripte ist der 1. Juni 2001. Die ¸ bern‰ chste Ausgabe von reformiert widmet sich dem Schwerpunktthema —PartnerschaftenÏ. Im Rahmen der redaktionellen Bearbeitung beh‰lt die Redaktion sich vor, Manuskripte und Leserbriefe zu k¸rzen.Ein Anspruch auf Verˆffentlichung unaufgefordert eingesandter Manuskripte besteht nicht. Die diesj‰hrige —Woche f¸r das LebenÏ der beiden groflen Kirchen vom 19. bis 26. Mai steht unter dem Motto —Menschen w¸rdig pflegenÏ. pflegenÏ. pflegenÏ. Die bundesweite Erˆffnung werde am 19. Mai in Bielefeld stattfinden, teilten die Veranstalter mit. Die Pflege alter und kranker Menschen m¸sse sich an der Selbstbestimmung, der Eigenverantwortlichkeit und der W¸rde der Betroffenen orientieren, hiefl es. Sowohl ausreichende therapeutischmedizinische Behandlung als auch die Erf¸llung emotionaler emotionaler emotionaler Bed¸rfnisse nach Geborgenheit und Zuwendung seien nˆtig.In dieser Hinsicht sei schon jetzt ein Pflegenotstand festzustellen, der sich in absehbarer Zeit dramatisch zuspitzen werde. Die —Woche f¸r das LebenÏ findet in diesem Jahr zum elften Mal statt, zum achten Mal in ˆkumenischer Tr‰gerschaft.Im Vorjahr stand sie unter dem Motto —Leben als Gottes BildÏ. Zu der Woche rufen die Evangelische Kirche in Deutschland und die katholische Deutsche Bischofskonferenz gemeinsam auf. epd Woche für das Leben Thema Pflege In der Ausgabe 2/ 2001 hat sich ein Setzfehler eingeschlichen: die Andacht ¸ber Tamar Tamar und Tamar bezog sich auf einen Text im 2. Samuel 13. Einen Dank an Ekkehard Pischon und seine Mutter, denen dieser Fehler auffiel. Berichtigung Der japanische Bach-Interpret, Organist, Cembalist und Dirigent Masaaki Suzuki nahm an der Tagung zum Genfer Psalter in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden teil. Er ist reformierter Christ und sprach mit Karl Friedrich Ulrichs ¸ber die Bedeutung der Psalmen in seiner Heimat. Der japanische Musiker Masaaki Suzuki kam im M‰rz nach Europa, um in Emden an einer wissenschaftlichen Tagung zum Genfer Psalter teilzunehmen. Der 47- j‰ hrige Professor an der Musikhochschule Tokio spricht Englisch, Deutsch und Niederl‰ ndisch, das er w‰ hrend seines Studiums bei Ton Koopman in Amsterdam vor 20 Jahren gelernt hat. Bei den niederl‰ndischen Reformierten lernte er den Genfer Psalter kennen und lieben. Besonders gef‰llt ihm Psalm 47. Diese alte und bewegende Musik ist nicht nur etwas f¸r alte Leute im Gottesdienst, sondern auch f ¸ r Kinder, betont Masaaki Suzuki und erz‰hlt, er habe mit seinem Sohn, als der noch klein war, Psalmen gesungen. Suzuki berichtet, wie eine japanische Gemeinde durch den Psalmengesang in ihrem geistlichen Leben erneuert wurde. In Kobe begann man in den 80er Jahren, Psalmen in japanischer ‹bersetzung zu singen. Die Gottesdienste wurden dadurch geistlich reicher, meint Suzuki, die Predigten erhielten neue Impulse. Übersetzung der Psalmen ins Japanische schwierig Nach Emden hatte er die junge Sopranistin Yoshie Hida mitgebracht, die von ihm an der Orgel begleitet einige Psalmen auf Japanisch vortrug. Wie ausdrucksstark und eindringlich die Melodien sind, war hier zu sp¸ren.Suzuki selbst erwies sich im Konzert in der Neuen Kirche als Ausnahmemusiker. Er spielte Musik zum Genfer Psalter von Jan Pieterszoon Sweelinck und anderen. Durch sein empfindsames Spiel und die bunte Orgelregistrierung erlebten die Zuhˆrenden diese diese diese alte Musik in ihrem ganzen Reichtum. Die ‹bersetzung der Psalmen ins Japanische sei schwierig, denkt Suzuki. Weil in Rezeption des Genfer Psalters in Japan Begegnung mit Masaaki Suzuki dieser Sprache auf jeden Konsonanten ein Vokal folgt, werden viel mehr Silben gebraucht als die Melodien Tˆne bieten. Die japanischen Texte m¸ssen daher knapp gefasst sein. Damit sie theologischen und literarischen Anspr¸chen gen¸gen, fertigt ein Pastor eine Fassung an, die Masaaki Suzuki ¸berarbeitet. Die Frage, warum er sich f¸r den Genfer Psalter engagiert, beantwortet Suzuki mit einem L‰cheln: —Ohne sie ist f¸r mich Gottesdienst, ja Glaube kaum vorstellbar.Ï Masaaki Suzuki: —Der Genfer Psalter hat das geistliche Leben in der japanischen Gemeinde Kobe erneuert. Foto: Henning J ¸ rgens 16 . . . . . . . . . reformiert 3/2001 Postvertriebsst¸ck DPAG Entgelt bezahlt H 12178 F Evangelisch-reformierte Kirche (Synode ev.-ref.Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland) Synodalrat, Saarstrafle 6, 26789 Leer Gedanken zum Thema: Spr¸che Salomos 16, 9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lieber Herr D., statt unter der s¸dlichen Sonne in Tunesien liegen Sie auf einmal in unserem Krankenhaus. Bei meinem Besuch waren Sie sehr ungehalten. —Ich arbeite sehr hartÏ, sagten Sie, —nur um den wohl verdienten Urlaub genieflen zu kˆnnen.ÏIch kann Ihren ƒrger gut verstehen. Vielleicht ist der plˆtzliche Beinbruch aber auch ein Hinweis f¸r Sie. Unsere Pl‰ne gehen nicht immer auf. Es ist nicht selbstverst‰ndlich, dass wir immer gesund bleiben und uns alles gelingt, was wir vorhaben. In den Spr¸chen Salomos heiflt es: —Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, aber der Herr allein lenkt seinen Schritt.Ï Dass Sie bisher gesund waren und von Unf‰llen und und Krankheiten verschont geblieben sind, nein, dass ist nicht selbstverst‰ndlich, genauso wenig wie die Tatsache, dass Sie Ihre Urlaube bisher genieflen konnten. Wir —machenÏ unser Leben nicht, weder durch unsere Arbeit noch durch unseren Urlaub. Vielmehr ist unser Leben ein Ge- Urlaub futsch – alles futsch? schenk, das wir unverdient empfangen. Wir merken das manchmal erst, wenn wir ans Bett gefesselt sind und nicht mehr das machen kˆnnen, was was was wir gern wollen. Wie gut es uns ergangen ist, das erkennen wir oft erst, wenn das Gute nicht mehr da ist. So wie wir den Wert eines gesunden Beines erst zu sch‰tzen wissen, wenn es gebrochen ist. Wer erf‰ hrt, dass er jeden Tag neu beschenkt wird, der wird dankbar. Und wer danken kann, der kann sich freuen, freuen auch ¸ber jeden kleinen Fortschritt bei der Heilung und Genesung. Vielleicht kˆnnen Sie, wenn Sie das Krankenhaus wieder verlassen, in den Liedvers einstimmen: —Dass unsere Sinne wir noch brauchen kˆnnen und H‰nde und F¸fle, Zunge und Lippen regen, das haben wir zu danken seinem Segen. Lobe den Herren.Ï(EG 447, 3) Gottes Segen und gute Besserung Ihr Pfarrer Hartmut Wenzel