|
Heidelberger Katechismus Heidelberger Katechismus, nächst Luthers Enchiridion der bedeutendste und verbreitetste Katechismus der Reformationszeit. Er ist mitsamt der Kirchenordnung (: II) von 1563, in die seine 4., als offiziell geltende Ausgabe aufgenommen wurde, das Ergebnis der Bemühungen des Kurfürsten Friedrich III., die unfertigen kirchlichen Verhältnisse der Kurpfalz zu konsolidieren und die Streitigkeiten zwischen den strengen Lutheranern und philippistisch bzw. schweizerisch gesinnten Männern zu beenden. Die entscheidende theologische Vorarbeit leistete Z. Ursinus, der unter Benutzung früherer ev., vor allem ref. Katechismen und melanchthonischen Materials nacheinander zwei lat. Entwürfe vorlegte, die auf Grund vielfacher Beratung und Diskussion revidiert wurden. Die nicht unerhebliche deutsche Endredaktion ist wahrscheinlich das Werk C. Olevians, auf dessen Veranlassung der Kurfürst dem fertigen Werk die gegen die römische Messe gerichtete 80. Frage hinzufügte. - In Frage 1 wird der Inhalt des Katechismus als der Trost zusammengefaßt, »daß ich... Jesu Christi eigen bin«. Er wird, wohl nach dem Vorbild eines 1558 in Heidelberg nachgedruckten anonymen luth. Katechismus, in drei Teilen entfaltet: »Von des Menschen Elend« (erkannt durch das Gesetz Gottes, das uns Christus im Doppelgebot der Liebe lehrt), »Von des Menschen Erlösung« (Credo, Taufe, Abendmahl) und »Von der Dankbarkeit« (Dekalog und Unservater). Theologisch ist er in erster Linie nicht von Melanchthon (Heppe) oder Bullinger (Gooszen), sondern von Calvin (Lang) abhängig, nähert sich aber stärker als er der luth. Reformation. Trotzdem wurde er von den Lutheranern heftig befehdet. Den Vorteil, Bekenntnis ( Bekenntnisbildung, 3; Bekenntnisschriften, 3) und Unterrichtsbuch in einem zu sein, erkaufte er dadurch, daß er als Katechismus reichlich »hoch« ist, weshalb ihm durchweg ein kleinerer Katechismus für jüngere Kinder beigesellt wurde. - Außer der Kurpfalz eroberte er sich Nassau-Oranien, Wittgenstein, Braunfels, Hanau, den Niederrhein und die Grafschaft Mark und vor allem seine spätere Hochburg, die Niederlande, wo er auf der Dordrechter Synode 1618-19 zum Symbol erhoben wurde, sodann z. T. infolge dieses Beschlusses Bremen, Hessen, Tecklenburg, Bentheim, Lingen, Lippe, Anhalt, die Schweizer Kantone St. Gallen, Bern, Aargau und Schaffhausen, die ref. Gemeinden in Preußen, Böhmen-Mähren, Polen, Ungarn, Amerika und Südafrika. Er ist bis heute das stärkste ökumenische Band der Reformierten in der Welt. Auf breitester Basis (Universität, Katechismuspredigt, Katechisation, Kinderlehre, Schule, Elternhaus) betrieben hat er das gesamte Volksleben, vor allem in Holland, am Niederrhein und in Ungarn aufs tiefste geprägt. Die meisten ref. und indirekt auch luth. Gebiete Deutschlands verdanken seinem Erscheinen die Errichtung ihres Dorfschulwesens. - Infolge der Unionen des 19. Jh.s und der Kritik der modernen Pädagogik hat er zwar viel Ansehen und Boden verloren. Doch bewährte er seine Kraft aufs neue im Kirchenkampf. Seine 1. Frage stand Karl Barth bei der Abfassung der Barmer Erklärung ( Barmen, 2) vor Augen. Auch als Unterrichtsbuch hat er seit 1945 mancherorts wieder Unionskatechismen abgelöst. JOH. CHR. KOECHER, Catechet. Gesch. der ref. Kirchen, 1796 (Lit. des 16.-18. Jh.s) - R E X, 164 ff. (Lit. des 19. Jh.s) - AUG. LANG, Der H. K. u. vier verwandte Katechismen, 1907 - DERS., Der H. K., 1913 - H. GRAFFMANN, Unterricht im H. K., 1951-58 (alle mit Lit.). - Wichtige moderne Erklärungen: BÉKEFI BENÖ, Mi hasznod belöle? A Heid. Káté 52 Urnapjának magyarázata Nyiregyháza, 1943 - G. OORTHUYS, Toelichting op de Heidelbergse Catechismus, 5 Bde, 1946-49 - W. KLAAS, Die Stimme der Väter, 1949 - K. BARTH, Die christl. Lehre nach dem H. K., 1949. H. Graffmann
|
|